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Kultur: Alles so schön bunt hier

Durchatmen an der Komischen Oper: Endlich wieder Falstaff! Endlich wieder die Möglichkeit, Andreas Homokis poetische Inszenierung zu sehen.

Durchatmen an der Komischen Oper: Endlich wieder Falstaff! Endlich wieder die Möglichkeit, Andreas Homokis poetische Inszenierung zu sehen. Die Premiere vor über vier Jahren war einhellig bejubelt worden als Zeichen des Aufbruchs in eine neue Theater-Ära: Fort mit den Spiegelwänden, Uniformmänteln und all den anderen, längst pauschal gewordenen Requisiten veroperter Gesellschaftskritik, und her mit den knallbunten Theaterkostümen, die Oper wieder zum geistreich-fesselnden Spiel machen. Inzwischen steht fest, dass Homoki in Zukunft die Geschicke der Komischen Oper bestimmen wird, und im trostlosen Ruinenumfeld der Harry-Kupfer-Inszenierungen und der Agonie einer rundum verpatzten Saison leuchtet sein "Falstaff" umso heller als Hoffnungsschimmer. Die traditionelle Stärke des Hauses, das gründliche Einstudieren auch älterer Produktionen, hat hier ein taugliches Objekt: In ihrem komödiantischen Reagieren auf Verdis unaufhaltsam sprudelnde musikalische Anspielungen wirkt die Inszenierung noch genauso frisch wie bei der Premiere. Bis in die Nebenrollen hinein gewinnt jeder Darsteller Präsenz und eigenes Profil, sind selbst Falstaffs Diener Bardolf und Pistol in ihrer Bewegungssprache sorgfältig gegeneinander abgesetzt. Auch der neue Falstaff, Oskar Hillebrandt, fügt sich da nahtlos ein und balanciert souverän zwischen kraftvoll ausgespielter Schmerbauch-Komödiantik und der Falstaff-eigenen Lebensklugheit. Nur dem blassen, lediglich koordinierenden Tetsuro Ban am Dirigentenpult hätte man eine kräftige Infusion Theaterblut gewünscht. Oder einfach ein Glas Zypernwein.

Jörg Königsdorf

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