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Kultur: Alles, was knistert und klirrt

PERFORMANCE

Im Hebbeltheater geht langsam das Licht aus. Plötzlich ertönt ein überlautes Knistern wie von einem heimlich ausgepackten Bonbon. Zu ihm gesellen sich kleine eingespielte Lachsalven eines unsichtbaren Publikums. Das ganze wird abgelöst durch perkussive Livegeräusche, die zwei Schlagzeuger hinter den Zuschauern fabrizieren. Willkommen bei „An sich – Bilder / Stille“ des Komponisten Roland Pfrengle , der beim diesjährigen MaerzMusik-Festival der Berliner Festspiele seine Uraufführung präsentiert..

Pfrengle und sein Regisseur Frank Krug allerdings machen es uns nicht leicht. Schwer sind die klanglichen Korrespondenzen zwischen Pianistin Susanne Achilles, Kontrabassflötistin Beate Gabriela Schmitt, Sängerin Amelia Cuni und den Schlagzeugern Friedemann Werzlau und Tobias Dutschke zu verstehen. Und bei den bedeutungsschwangeren Posen der brust- und beinzeigenden Tänzerin Susanne Kirchner, beschleichen einen die üblichen Selbstzweifel des Performance-Zuschauers: Bin ich einfach nur zu blöd oder ist das auf der Bühne Gebotene wirklich esoterischer Quatsch?

Andererseits: Wer sich mit aller Neue-Musik-Toleranz in Pfrengles Klangwelt einfuchst, kann spannende Entdeckungen machen. Denn durch die Interaktionen zwischen Bühne und Saal, Stimme und Geräusch, live gespielter und aus den Lautsprechern kommender Musik, ergeben sich unerhörte Klangverbindungen. Dabei kommt es in Fred Pommerehns frappierender Gestaltung des Zuschauerraums nicht selten zu bizarr verwobenen Raumklängen.

Wenn im Hebbeltheater langsam das Saallicht wieder angeht und die Pfrengle-Fans die Crew mit Bravos empfangen, wird klar, dass man sich die Performance als Neue-Musik-Freak am Montag und Dienstag nicht entgehen lassen darf. Wer auf leichter goutierbare Musik steht, sollte besser zu Hause bleiben.

Joscha Schaback

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