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Filmszene aus "Die innere Zone".

© dpa

Alpenkrimi "Die innere Zone": Tunneldunkel

Wenn sich überambitioniertes Kunstkino mit Trash-Lustigkeiten mischt: Fosco Dubinis Alpen-Apokalypse „Die innere Zone“ läuft jetzt im Kino.

Metallicas melancholische Liebesballade „Nothing Else Matters“ in einer Streicherversion. Eine Kamera, die sich nach einem Rundflug über eine grandiose Gletscherlandschaft in eine schrundige Mulde einkreiselt. Ein Blick auf etwas, das Tor zu einer Höhle oder einer verborgenen Welt sein könnte. Dann Abblende. Und Close-up auf die Schauspielerin Jeanette Hain, die mit somnambuler Off-Stimme von einem verschwundenen Sohn und einem gescheiterten Forschungsprojekt berichtet. Dann wird Marta per Telefon zu einem neuen Einsatz als Katastrophenpsychologin zu einer Schweizer Tunnelbaustelle gerufen, wo einige verunfallte Wissenschaftler paranoide Symptome zeigen und aus einem Stollen verunreinigte Luft in ein schon evakuiertes Alpental austritt.

So beginnt der Spielfilm „Die innere Zone“ des kölnisch-schweizerischen Regisseurs Fosco Dubini, der vornehmlich Dokumentationen und zuletzt Künstlerporträts drehte. Auch im neuen Werk steht ein reales Ereignis im Hintergrund: Ein schwerer Atomunfall, der sich 1969 in einem unterirdischen Versuchskraftwerk im waadtländischen Lucens ereignete. Doch die Katastrophe dient nur als atmosphärische Vorlage, die der Film in aktuelle ökologische und überwachungstechnologische Motive verwandelt: Sowohl Marta wie auch die verunglückten Wissenschaftler leiden an durch Sauerstoffmangel generierten und dann manipulierten Bewusstseinsstörungen.

Eine bizarre, kaum nachvollziehbare Prämisse. Auch filmästhetisch ist Dubinis Alpen-Apokalypse eine krude Mischung zwischen überambitioniertem Kunstkino und billigen Trash-Lustigkeiten um einen seines Action-Inhalts entleerten Resident-Evil-Plot. Dabei evozieren nicht nur der Titel, sondern auch einige zentrale Motive unübersehbar das Filmuniversum von Großmeister Tarkowski – nur dass sich die Inszenierung nie zwischen Hommage oder Parodie entscheiden kann. Diese Offenheit hat ihre Reize, kann 93 Minuten aber nicht tragen.

Seit 1978 haben Fosco und sein um ein Jahr jüngerer Bruder Donatello gemeinsam Filme gemacht. 2011 ist Donatello verstorben, mitten in den Vorarbeiten zu diesem Film, an dessen Drehbuch er noch mitgeschrieben hatte. So musste Fosco Dubini „Die innere Zone“ als erste alleinige Regiearbeit zu Ende führen. Und vermutlich kann man den Film mit seinen fast hysterischen Redundanzen und dem oft irritierend elegischem Ton vor allem und am besten als Trauerstück für den Bruder lesen.

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