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Kultur: Als wollten sie die Toten erwecken

Vielleicht sollte man Gustav Mahlers zweite Symphonie nur aus der Ferne hören, dann fällt ihre Monumentalität nicht so stark auf.Peter Erckens setzte am Ostersonntag in der Philharmonie jedoch auf unmittelbare Nähe, ließ er doch das Deutsche Symphonie-Orchester so laut wie möglich spielen, als wollte er alle bestehenden Lautstärkerekorde brechen.

Vielleicht sollte man Gustav Mahlers zweite Symphonie nur aus der Ferne hören, dann fällt ihre Monumentalität nicht so stark auf.Peter Erckens setzte am Ostersonntag in der Philharmonie jedoch auf unmittelbare Nähe, ließ er doch das Deutsche Symphonie-Orchester so laut wie möglich spielen, als wollte er alle bestehenden Lautstärkerekorde brechen.All der jugendstilhafte Programmbombast wird dem Zuhörer ununterbrochen in die Ohren gehämmert, als glaube niemand mehr an die Überzeugungskraft der Auferstehungsbotschaft.

Diesem Überwältigungskonzept folgen die Musiker äußerst willig.Vielleicht ist dieser brutale Zugang sogar authentischer als das übliche Weihepathos um Mahler, wahrscheinlich hat die Uraufführung auch nicht anders geklungen.Zwar können sich die Streicher streckenweise kaum auf eine Tonhöhe verständigen und auch die Blechbläser hinter dem Podium sorgen immer wieder für Schrecksekunden, aber wenigstens überzieht bei solch raschen Tempi und dem brutalen Orchesterspiel kein pseudoreligiöser Edelschimmel das Werk.Auch der Auftritt von Chor und Gesangssolisten nach dem ersten Satz wirkt effektiv gegen Ergriffenheit, denn selbstverständlich bekommt der Chor Applaus und bricht damit den geschlossenen Werkcharakter der Symphonie auf.

In Birgitta Svendens Interpretation klingt die "rührende Stimme des naiven Glaubens" (Mahler) im vierten Satz "Urlicht" überraschend unbeteiligt, als wolle sie sagen, daß sich der ganze symphonische Aufwand um sie herum ohnehin nicht lohnt.Hillevi Martinpelto und der Rundfunkchor Berlin machten in diesem bizarren Konzerterlebnis jedoch deutlich, wie Mahler auch klingen kann: Engagiert, differenziert und technisch überzeugend.Besonders der Chor fasziniert durch ein homogenes Piano und große Resourcen in den mächtigen dynamischen Steigerungen.Selbst wenn die Chorsänger gegen das Orchester ansingen müssen, klingt ihr Ton nicht gebrüllt.So zeugt der Chor als künstlerisch herausragendes Ereignis des Abends erneut von der hervorragenden Arbeit seines Direktors Robin Gritton.

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