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Kultur: Alter Romantiker

KLASSIK

Die Deutsche Oper lädt zu einem Symphoniekonzert ein, das feine Seitenpfade neben der ausgetretenen Romantik einschlagen will: Dazu gehört Wagners „Faust“-Ouvertüre – neben einem „Tannhäuser“-Paket –, ebenso Musik von Boulez und Messiaen. So steht es auf den aktuellen Bühnenplakaten und Programmzetteln, die der Besucher noch am Konzertabend im Garderobenbereich findet. Was aber schließlich gegeben wird, ist neben dem vorgesehenen „Tannhäuser“ die Zweite von Brahms. Es muss schon ein possierliches Durcheinander in der Öffentlichkeitsarbeit an der Bismarckstraße herrschen, wenn die während der Proben zur „Toten Stadt“ beschlossene Änderung so kommuniziert wird. Da zudem die Messiaen-Interpretin Melanie Diener kurzfristig ausfällt, landet Christian Thielemann mit Wagner, Richard Strauss und Brahms unerschütterlich in seiner romantischen Heimat.

Um so schlimmer, dass der GMD als Interpret dieser Musik mit dem Orchester der Deutschen Oper in eine künstlerische Entwicklung gerät, die zum Oberflächen-Sound tendiert. So verbaut er sich die Differenzierung der Partituren. Mit schulmeisterlichen Unterstreichungen, Kniebeugen und permanentem Anheizen des Klangs nimmt er sich viel von der Innenspannung, die noch im jüngsten Bundespräsidentenkonzert seine Brahms-Interpretation ausgezeichnet hat. Christine Schäfer, dort die wunderbare Sängerin im Deutschen Requiem, ist bei den „Vier letzten Liedern“ des Garmischer Meisters überfordert. An Tönen ist alles da, und doch zu wenig. Der Leichtigkeit ihres Soprans fehlt das große Strömen, um „im Zauberkreis der Nacht tief und tausendfach zu leben“. Penetrant mit den Händen wedelnd sucht Thielemann das Orchester zu dämpfen, als ob die Lautstärke nicht Probenvereinbarung sein könnte.

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