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Alya Sebti, Direktorin der ifa-Galerie, leitete 2016 die Marrakesch-Biennale.

© Promo/Victoria Tomaschko

Alya Sebtis Programm für die ifa-Galerie: Eine Welt, neu gedacht

Direktorin Alya Sebti will die Berliner ifa-Galerie im Jubiläumsjahr für neue Publikumsgruppen öffnen.

Wenn das Institut für Auslandsbeziehungen (ifa) in diesem Jahr sein 100-jähriges Bestehen feiert, nimmt es auch eine Kurskorrektur vor. Stand nach der Gründung die Versorgung von Auslanddeutschen mit Kulturgut aus der Heimat im Fokus, so diente das ifa ab 1933 dem nationalsozialistischen Regime. Im Kalten Krieg exportierte das Haus deutsche Kultur ins Ausland und bemühte sich schließlich nach 1989 um Verständigung zwischen West und Ost. Das neue Motto heißt nun „Kulturen des Wir“: Das vom Auswärtigen Amt unterstützte Institut will einen gleichberechtigten transkontinentalen Kulturaustausch fördern.

Das Festprogramm sieht unter anderem eine „CrossCulture Tour“ vor, die ehemalige Fellows wie den palästinensischen Tänzer Osama Awwad nach Deutschland bringt. Prominent besetzt ist auch das Programm in Berlin, wo das ifa seit 1991 – neben Stuttgart – eine zweite Galerie unterhält. Hier ist die Kurskorrektur bereits sichtbar: Die Langzeitfolgen der Kolonialzeit stehen im Mittelpunkt der Reihe „Untie to tie“, die im März begann, betreut von Alya Sebti, der neuen Berliner Direktorin. Die erste Ausstellung, eine Soloschau des Künstlers Pascal Marthine Tayou, handelt von einer verlassenen deutschen Kolonialsiedlung in Namibia. Spätere Präsentationen sollen auch Rebellionen gegen heutige Formen von Unterwerfung, etwa durch den Tourismus, thematisieren. „Unsere Hirne sind kolonialisiert“, sagt die 34-jährige Marokkanerin, die in Casablanca aufwuchs, „wir sehen es nur nicht.“

Ein Leseraum informiert zu Ländern des Maghreb, Afrikas und des Nahen Ostens

Sebti hat zudem einen Leseraum eröffnet, der Bücher und E-Books über Rassismus sowie zu Geschichte und Kulturen des Maghreb, Afrikas und des Nahen Ostens bereithält. Redakteurinnen des ifa-eigenen Onlinemagazins „Contemporary And“, das über Kunst in Afrika und der afrikanischen Diaspora berichtet, betreuen ihn.

Der Leseraum ist Teil von Sebtis Plan, nicht nur ein ohnehin interessiertes Publikum zu informieren. So gibt es auch die digitale Radiostation „Saout Radio“ mit Hörspielen und Kompositionen aus besagten Ländern. Unter Leitung der Kunstpädagogin Annika Niemann werden Studierende der Universität der Künste Lehrmaterial über Kolonialismus zusammenstellen. Und nicht zuletzt sucht Sebti Partner aus Musik und Tanz. Beides, so hat sie als Leiterin der Marrakesch-Biennale 2016 erfahren, erreicht Publikumsgruppen jenseits akademischer Milieus. Gelegenheit zu einem ersten Resümee bietet am 13. September die ifa-Konferenz „Kulturen des Wir“ in der Berliner Kalkscheune.

Die ifa-Galerie präsentiert sich bei der "Langen Nacht der Ideen" am 12. Mai von 18 bis 23 Uhr unter dem Motto "One World in Relation – Kulturen des Wir", Linienstr. 139/140, 10115 Berlin.

Weitere Texte zum Thema Auswärtige Kultur- und Bildungspolitik finden Sie auf unserer Themenseite Menschen bewegen.

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