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Kultur: Amigos

Diese Woche auf Platz 30 und 55 mit: „Die Großen Erfolge“ und „Das Beste“

Volkstümliche Musik wird häufig als Subkultur wahrgenommen. Die Stars kommen aus dem Nichts. Meist scheint es, dudeln sie in irgendwelchen Stadln, bis die ohnehin nicht mehr durchgehend geschäftsfähige Zielgruppe weich geklopft ist. Doch auch dieser vermeintliche Underground ist längst Mainstream. Zünftige TV-Shows generieren mehr Stars als „Wetten, dass…?“ Allein die Kastelruther Spatzen haben 15 Millionen CDs verkauft. Zahlen, die rocken.

Bei solcher Blüte kennt die Szene weder Nachwuchsprobleme, noch Grenzen. Von allen Seiten robbt man sich heran an Volkes Seele. Die Übergänge zum gemeinen Schnabeltassenschlager sind fließend. Hauptsache, es tümelt. Während die Jugend mit wackligen YouTube- Videos zu begeistern ist, braucht es bei den Eltern gestandene Mannsbilder, die das Gefühl vermitteln, Menschen von nebenan zu sein. Bernd und Karl-Heinz Ulrich müssen sich da nicht verstellen.

Die Brüder aus dem hessischen Hungen, Landkreis Gießen, sind keine Neulinge. „1970 gründeten sie die Amigos. Ein beschwerlicher Weg begann“, heißt es auf ihrer Homepage. Ein Weg, gesäumt von Volkfesten und Bierzelten. Orten, wo „die jungen Männer aussahen, als ob sie gerade vom Melken kämen“. So hat es der Autor Heinz Strunk in seinem Buch „Fleisch ist mein Gemüse“ formuliert, einem Standardwerk über die deutsche Tanzmuckerszene.

Erst nach 16 Jahren sahen die Amigos erstmals ein Studio von innen. Die Single „Uns’re Eltern“ floppte leider. Doch dann kam ihnen die Idee, „auf dem Hof zwei Garagen zu einem Tonstudio umzubauen“. Seitdem ist der Schaffensdrang der Ulrichs nicht zu bremsen. „Ich geh’ für dich durchs Feuer, auch wenn der ganze Himmel brennt“, singen sie und sind endlich ganz oben. In den letzten Wochen hatten sie bis zu vier Alben gleichzeitig in den Charts. Hölle, Hölle, Hölle!

Ralph Geisenhanslüke

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