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Andreas Schlüter: Die Rückkehr des Mars’

In den Werkstätten des Bode-Museums wurden zahlreiche Arbeiten von Andreas Schlüter für die große Ausstellung behutsam restauriert.

Dieser „Mars“ hat gelitten. Einst stand er auf dem Dach des Mittelrisalits der Villa Kameke an der Straßenfassade. Dieses „Landhaus“, das Andreas Schlüter (1659/60–1714) für den Minister Bogislav von Kameke errichtet hatte, gilt als Architekturjuwel, es war sein letzter Bau und es waren die letzten Skulpturen, an deren Fertigung Schlüter wohl selbst noch beteiligt war, vermutet Bernd W. Lindemann, Direktor der Gemäldegalerie der Staatlichen Museen zu Berlin. Schlüter habe mit der Villa ein Meisterwerk abgeliefert, er habe Säulen weggelassen, wo sie nach der reinen Lehre hätten stehen müssen, aber „nur wer die Regeln kennt, kann sie brechen“, sagt Lindemann.

Die Villa Kameke, die einst an der Dorotheenstraße stand, wurde im Zweiten Weltkrieg schwer beschädigt, 1950 wurden die restlichen Mauern gesprengt. Die Figuren, die erst den Krieg und dann bei der Sprengung den Sturz in die Tiefe überlebt hatten, wurden 1953 ins Bode-Museum gegeben. Niemand hatte sich die Mühe gemacht, vor der Sprengung alle Figuren vom Dach zu holen.

Die, die überlebt haben, sind jetzt in der Kamekehalle des Bode-Museums zu sehen und bilden sozusagen das Spalier für den Aufgang zur Sonderausstellung. Der „Mars“ hat den Sturz vom Dach nicht überstanden, die Skulptur schrumpfte auf eine Büste. Boris Meyer, Restaurator in der Steinwerkstatt des Bode-Museums, hat sich seiner behutsam angenommen. Geblieben sind eine Schulter mit einem eleganten Faltenwurf eines Gewandes und ein Kopf, der sich milde lächelnd zur Seite neigt – inspiriert durch die Antinoos-Statue in den Vatikanischen Museen. Ihre Haltung diente im Barock vielen Künstlern als Vorbild – so auch Andreas Schlüter.

Meyer hat den Kopf abgenommen, konserviert, gedübelt und neu aufgesetzt und verklebt. Die Nahtstelle wurde behutsam mit Aquarellfarben gedeckt. Was nach weiteren Restaurierungsspuren aussieht, ist in Wirklichkeit die Struktur des sächsischen Sandsteins. Er hat solche Adern, die heute grau erscheinen. Der sächsische Sandstein ist besonders weich und erlaubt daher eine sehr feine Darstellung der Lockenpracht. „Der Stein zwingt den Bildhauer zu seinen Formen, je nach Beschaffenheit des Steines“, sagt Bodo Buczynski, Chefrestaurator des Bode-Museums.

Vier Figuren haben Krieg und Zerstörung überlebt

Steinrestaurator Bodo Meyer deckt die Nahtstelle ab. Er hatte den Kopf zuvor abgenommen, neue verdübelt und verklebt. Der weiche sächsische Sandstein erlaubte Schlüter eine weiche Linienführung.
Steinrestaurator Bodo Meyer deckt die Nahtstelle ab. Er hatte den Kopf zuvor abgenommen, neue verdübelt und verklebt. Der weiche sächsische Sandstein erlaubte Schlüter eine weiche Linienführung.

© Alice Epp

Die schwarzen Brandspuren am Hinterkopf des Mars’ wurden nicht beseitigt, sie erzählen die Geschichte dieses Objekts. Auch die Farbreste in den Locken wurden nicht entfernt. Sie stammen von weißen Farbanstrichen aus dem 18. Jahrhundert, mit denen die Figuren damals auf die Farbe der Fassade abgestimmt wurden. Diese Anstriche mussten immer wieder erneuert werden. Dann hat man es wegen der Folgekosten gelassen und Wind und Wetter zeichneten ihre Spuren in die Skulpturen auf dem Dach der Villa. Vier Figuren von der Attika der Villa Kameke haben Krieg und Zerstörung überlebt, sie stehen einander nun paarweise gegenüber, Daphne und Apoll, Neptun und Amphitrite. Sie wurden nach dem Krieg restauriert und jetzt zur Eröffnung noch einmal einer eingehenden Restaurierung unterzogen. Sie sind deutlich heller, schimmern in einem hellgrauen Ton und wirken recht glatt. Ganz im Gegensatz zu den beiden kolossalen Statuen vom Berliner Stadtschloss, die den Eingang zur Kamekehalle bewachen. Auch sie erzählen eine Geschichte. Verwittert und rußgeschwärzt zeigen auch sie die Spuren des Wetters und des Krieges. Bodo Buczynski hat diese Figuren vor allem konserviert, aber nicht in voller Schönheit restauriert. Sie werden einmal gut gesichert im Lapidarium des Humboldt-Forums einen Platz finden, in dem sie von der wechselhaften Geschichte des Berliner Stadtschlosses Zeugnis ablegen und dann endlich vor Wind und Wetter geschützt sind.

Wind und Wetter hat auch eine Holz-Supraporte mit einem Kriegerkopf überstanden, die Bernd Lindemann in der Schlosswerkstatt in Spandau entdeckt hat. Die Supraporte konnte dem großen Treppenhaus im ersten Stock zugewiesen werden, so dass nach der Restaurierung ein weiteres Originalstück des Berliner Stadtschlosses der Nachwelt erhalten bleibt. Heinz Mangold, Rahmen-Restaurator, weist darauf hin, dass hier das Holz mit seiner Maserung im Original – ohne Farbe – zu erleben ist.

Ein Fragment der Stuckdecke des Berliner Stadtschlosses lag in der Skulpturensammlung und wurde bei der Stuckrestaurierung im Schloss Köpenick damals gleich mit restauriert, erzählt Lothar Lambacher, Stellvertretender Direktor des Kunstgewerbemuseums. Ebenfalls neu in voller Schönheit zu sehen ist eine Tür aus dem Palais Wartenberg (1702–1704), deren hölzerne Verdachung ebenfalls für die Ausstellung restauriert wurde und nun mit Supraporte zu sehen ist.

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