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Kultur: Angriff auf Irak: Nur der Jugendsender von Saddams Sohn meldete den Angriff

Am jordanisch-irakischen Grenzübergang war man sich am Freitagmorgen noch einig gewesen: Etwa 400 Parlamentarier aus beiden Ländern trafen sich zu einer Solidaritätsveranstaltung, bei der sie das Ende der Sanktionen gegen Irak forderten. Dichter aus beiden Ländern sangen ein Loblied auf die arabische Nation und schmähten die Amerikaner.

Am jordanisch-irakischen Grenzübergang war man sich am Freitagmorgen noch einig gewesen: Etwa 400 Parlamentarier aus beiden Ländern trafen sich zu einer Solidaritätsveranstaltung, bei der sie das Ende der Sanktionen gegen Irak forderten. Dichter aus beiden Ländern sangen ein Loblied auf die arabische Nation und schmähten die Amerikaner. Am frühen Nachmittag machten sich die irakischen Abgeordneten in ihren zwölf nagelneuen Reisebussen auf den Rückweg nach Bagdad, eine sechsstündige Reise. Kaum waren sie in Bagdad einbgetroffen, war es wieder soweit: Amerikanische und britische Flugzeuge bombardierten gezielt Flugabwehr-Stellungen südlich von Bagdad.

Nachricht nur über Jugendfunk

Wenn die Abgeordneten nicht zufällig den Jugendsender von Saddam Husseins Sohn Uday eingeschaltet hatten, erfuhren sie von den Angriffen zunächst nichts. Denn im staatlichen Satellitensender wurden die Angriffe in den Hauptnachrichten um 22 Uhr nicht erwähnt: Dort wurden Bilder von Kämpfen in Palästina, von der Solidaritätsveranstaltung an der Grenze und von friedlichen irakischen Pilgern auf dem Weg nach Mekka gezeigt.

Zudem Zeitpunkt, als CNN und der staatliche Sender von Qatar, al-Jazira, live von der Pressekonferenz im Pentagon berichteten, zeigte das irakische Fernsehen einen weiteren Teil einer Serie über den Golf-Krieg mit dem Titel "Der größte Krieg in der Geschichte". Im Jugendsender von Uday Hussein, bei dem Anordnungen von ganz oben scheinbar schneller ankommen, wurden dagegen Bilder von drei Kindern sowie zwei Erwachsenen im Krankenhaus gezeigt, die bei den Angriffen verletzt worden sein sollen.

Am späten Abend hieß es zudem im irakischen Fernsehen, eine Frau sei getötet worden. "Diese Angriffe sind nicht neu. Feindliche Flugzeuge bombardieren irakische Städte täglich" hieß es dazu.

Liebesfilme in Schwarz-Weiß

Nach verschiedenen Berichten aus Bagdad waren kurz vor den Bombardierungen Luftalarm-Sirenen zu hören gewesen. Im libanesischen Hisbollahsender al Manar war das Thema des Abends die Kämpfe zwischen Hizbollah-Kämpfern und israelischer Armee bei den Sheeba-Farmen im Grenzgebiet in Südlibanon. Und die Ägypter sahen statt Bildern von Bombenangriffen auf Irak nur herzergreifende Liebesfilme - in Schwarz-Weiß.

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