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Erblondet. Anna Netrebko als Leonora in Verdis „Trovatore“.

© M. Baus/Staatsoper

Anna Netrebko und Yusif Eyvazov: Bis dass der Bühnentod euch scheidet

Die Starsopranistin Anna Netrebko tritt mit ihrem Ehemann Eyvazov im "Trovatore" in der Berliner Staatsoper auf.

Bei der Frage, ob es gut ist, wenn Eheleute denselben Beruf haben, gehen die Meinungen ja stark auseinander: Die einen befürchten, dass dann auch im Privaten nur über den Job gesprochen wird, die anderen halten es durchaus für praktisch, vor allem bei Berufen, die häufiges Reisen mit sich bringen. Wie dem des Sängers. Die Medien jedenfalls finden es natürlich immer großartig, wenn zwei, die auf der Bühne die Verliebten spielen, es auch im echten Leben sind.

Dietrich Fischer-Dieskau und Julia Varady, Mirella Freni und Nikolai Ghiaurov, Roberto Alagna und Angela Gheorghiu – es gibt positive Beispiele für „Traumpaare der Oper“. Anna Netrebko hat zwar erst im vergangenen Dezember geheiratet, wurde aber bereits 2005 mit Mr. Right verkuppelt: Rolando Villazon, ihr Herzens- und Schmerzensmann in der legendären Salzburger „Traviata“ blieb allerdings stets nur ein geschätzter Kollege. Bassbariton Erwin Schrott brachte es immerhin zum Lebensabschnittsgefährten und Vater ihres Sohnes – und erlebte dank seiner Liaison mit der Sopranistin einen steilen Karriereaufschwung.

Als sich 2014 dann die Wege von Anna Netrebko und Yusif Eyvazov an der Opera di Roma kreuzten, war es keine Begegnung auf Augenhöhe: Sie ein Weltstar, er ein Unbekannter. Der Sohn eines Meteorologieprofessors aus Aserbaidschan, der eigentlich dasselbe studieren wollte wie sein Vater, auf einer Party aus Spaß einen Popsong schmetterte und als tenorales Naturtalent entdeckt wurde. Der dann nach Italien ging und sich ein schmales, auf wenige Verdi- und Puccini-Rollen beschränktes Repertoire erarbeitete. „Gebrauchstenöre“ heißen Interpreten wie Eyvazov, die von den Theatern fürs Repertoire gebucht werden oder als Einspringer für erkrankte Big Names.

Netrebko und Eyvazov, ein Traumpaar? Im ausverkauften Haus schwingt Yellow-Press-Neugier mit

Als die Berliner Staatsoper für Juli drei Aufführungen der 2013 herausgekommenen „Trovatore“-Inszenierung von Philipp Stölzl mit Anna Netrebko und ihrem Yusif ankündigte, schmunzelten viele Fans: Aha, seit ihrer pompösen Wiener Hochzeit sind die beiden wohl nur noch im Doppelpack zu buchen! Es schwingt also durchaus Yellow-Press-Neugier mit im ausverkauften Schillertheater: Sind die Preise von 62 bis 230 Euro gerechtfertigt? Wird es nur ein Event oder doch ein künstlerisches Erlebnis?

Yusif Eyvazov, das sei gleich verraten, hat sich am Ende die Zuneigung des Publikums ersungen. Er ist vielleicht kein geborener Schauspieler und wird wohl auch kein Meister des fein ziselierten Belcanto werden, für eine robuste Rolle wie den Manrico aber bringt er alles mit: Selbstsichere Bühnenpräsenz, eine solide Gesangstechnik und – das zahlt sich hier am meisten aus – eine bombensichere Höhe. Was „Di quella pira“, den Hit des Stücks und bestes Beispiel entfesselter Mutterliebe im italienischen melodramma, zum puren Vergnügen macht.

Daneben verteidigt seine immer mal wieder in die Schlagzeilen geratende Gattin und Bühnengeliebte ihren Ruf als Primadonna assoluta unserer Tage mit Melodiebögen von magischer Schönheit und einem schier grenzenlosen Spektrum an Klangfarben. Als Graf Luna hat Simone Piazzola feine lyrische Momente, während die große Charakterdarstellerin Dolora Zajick ihre Azucena mit flammender Intensität belebt, und auch szenisch Stölzls großartig-groteske Stilisierung des absurden Librettos dominiert. Daniel Barenboim setzt sehr auf kontrollierte Präzision, vermag dadurch aber auch so manches raffinierte Detail aufblitzen zu lassen.

Wieder am 11. und 14.Juli, ausverkauft

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