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Kultur: Anpassen

Brüssels Kunst- und Antiquitätenmesse

Sie hat nicht nur einen neuen Namen, sondern dient als erste große Kunst- und Antiquitätenmesse in diesem Jahr auch als Gradmesser dafür, wie Kunden und Handel auf die veränderten Marktbedingen reagieren. Zehn lange Messetage wird die in Brussels Antiques and Fine Arts Fair, kurz BRAFA, umgetaufte Foire des Antiquaires des Belgique zeigen, wohin die Reise geht.

„Ich bin in der Hoffnung gekommen, dass die belgischen Sammler ihre Kauflust nicht verloren haben“, meint die in New York ansässige Sophie Scheidecker. Sie ist mit leichtem Gepäck von erlesener Qualität in Brüssel vertreten: Arbeiten auf Papier von René Magritte, James Ensor, Jean Dubuffet, Yayoi Kusama, Hans Bellmer und einem Ensemble später, kleiner Arbeiten von Jean Arp. Mit 1,95 Millionen Euro gehörte es zu den teuersten Objekten der Messe. Ein bisschen klingt es aber auch, als wäre ihr keine andere Wahl als die Teilnahme in Brüssel geblieben, wenn die Händlerin sagt: „So viele Messen von dieser Qualität gibt es ja nicht, wo passionierte Liebhaber hinkommen.“

Beim ersten Rundgang zeigt sich: Qualität hat ihren Preis, aber eine gewisse Anpassung an die Marktlage ist doch nicht zu übersehen, auch wenn die Händler das nicht explizit sagen wollen. Bei Roswitha Eberwein, die mit vier weiteren Händlern aus Deutschland angereist ist und sich auf ägyptische Kunst spezialisiert hat, heißt es: „Was wir ankaufen, können wir auch nur zu einem entsprechenden Preis weitergeben. Der schlechteren Zeiten wegen bringen wir aber unter keinen Umständen ärmere Ware mit.“ Den Preis für ein um 2600 Jahre vor Christus entstandenes, etwa 25 Zentimeter großes Männerfragment aus Zedernholz verriet man in der Koje nicht.

Wenn es dort allerdings so gut läuft wie beim belgischen Antiquitätenhändler Kollenburg, wäre die Krise fast ein Fremdwort. Ein mexikanischer Sammler erwarb gleich am Abend der Vernissage zehn holländische Möbel in französischem Stil aus dem 18. Jahrhundert für fünf- und sechsstellige Preise. Jan Roelofs verkaufte eine deutsche Kriegstruhe mit Originalgestell aus dem 16. Jahrhundert an einen deutschen Sammler. Auch eine Möglichkeit, Bares zu parken. Aber während der entspannten und sehr eleganten Preview hatte man den Eindruck, dass viele Kunstliebhaber ihr Geld doch lieber für Kunst ausgeben, als es in einer Truhe zu verstecken. Sie lenkten ihr Augenmerk anders als noch vor einem Jahr vor allem auf kleinere Dinge, etwa auf Arbeiten auf Papier. Bei De Wit Fine Tapes tries (Tongerlo) verkaufte sich ein Millefleur-Fragment aus Brügge oder Tournai (120 000 €). Bei der Galerie Vincent Colet (Brüssel) begeisterte sich ein belgischer Sammler für einen Schreibtisch des Schweizer Möbeldesigners Willy Guhl aus den 60er Jahren. Wenn das Objekt stimmt, dann sagen passionierte Sammler offensichtlich auch in schwierigen Zeiten nicht nein. Claudia Herstatt

BRAFA, Brüssel, bis 1.2., www.brafa.de.

Claudia HerstattD

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