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Kultur: Anproben

„Workshopping“: In Berlin-Mitte führt kein Weg an Lisa D. s wunderbarem Laden vorbei (Hackesche Höfe 4 und 5).

„Workshopping“: In Berlin-Mitte führt kein Weg an Lisa D. s wunderbarem Laden vorbei (Hackesche Höfe 4 und 5). Dieser Tage bleibt der Blick oft zuerst in einer Reihe von großen Cartoons hängen. Humorvolle Schwarz-weiß-Mangas von Amelie Blendl, einer jungen Berliner Designerin, die hier als Zeichnerin reüssiert. Ihre Heldin ist die „Aktivistin Spak“, die kämpferisch ihren Tag angeht und in der Sprache der Mode eine Antwort auf die uralte Frage sucht, was man denn heute anziehen könne. In den Sprechblasen stehen Ausschnitte aus der aktuellen Kollektion. Frei nach dem Motto: Kleider machen Text. Die Modeperformerin Lisa D. nimmt dieses Motto selbst wortwörtlich und stellt auf ihrer Homepage (www.lisads-weblog.com) eine herrliche Textcollage zum Thema „Kleider“ ins Netz. Wer diese ausgewählten „fashion notes“ anklickt, kann selbst nachlesen, in welchen verrückten Varianten die ewige Frage nach dem Kleid aller Kleider schon gestellt worden ist. Von Elfriede Jelinek und vielen anderen (Filmtipp: Lisa D. auf Arte am 26. August).

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„Netzworking“: Auch bei Konk geht die Vernetzung von Mode und Kunst erfolgreiche Wege. Doch hier wird nicht nur an Fäden gezogen. Es werden wortwörtlich komplizierte Seilinstallationen gespannt, die sich quer über die Wände des Modeladens ziehen. Ein Konzeptkunstwerk? Nein: „Gemeint wird damit nichts, gefühlt ist dafür alles.“ Als einstige Lette-Verein-Absolventinnen haben die beiden Kunst- und Mode-Spezialistinnen Sonja Lotz und Ettina Schultze vor drei Jahren auf ihr Gefühl gehört und präsentieren heute mehr als ein gutes Dutzend junge Berliner Designer in Berlin und in Japan. Nur eins als Beispiel: das Label „c.neeon“, das derzeit auch im Berliner Kunstgewerbemuseum ausstellt (bis 17. September). Dessen schwarze Pullover lassen sich schon von weitem daran erkennen, das es so aussieht, als käme der Träger eben von einer Bergtour zurück. Leger drapierte grüne Stricke, als trüge er das Sicherungsseil eines Bergsteigers über den Schultern. Seilschaften gibt’s natürlich auch in der Stadt (Kleine Hamburger Straße 15).

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„Blesstribution“: Das Modelabel mit dem segensreichen Titel Bless war schon mit seiner Präsentation auf der ersten Berlin-Biennale in der Kunstwelt angekommen. Seitdem verteilt es sich weiter erfolgreich, froh und hochgelobt: Shops in Paris und Berlin, Kunstausstellungen, gerade erst in Stockholm, und dabei immer „relaxed in confusion“. Ein genialer Wiedererkenner sind die „Bless-Wallscapes“, die hauseigenen Fototapeten. Sie sind längst Kunstobjekt, Werbeplakat und Archiv in einem. Sie dokumentieren das Vergnügen der stilistischen Wechsel: Stiefeletten, die wie Socken aussehen. Eine Hängematte, die aus einem Pullover wächst. Und eine wärmende Winterjacke für die kommende Saison, die ausschaut wie eine Skulptur von Tony Cragg (Mulackstraße 38).

Thea Herold

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