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Kinder zeichnen in den 70er Jahren im Museum.

© Staatliche Museen zu Berlin, Zentralarchiv

Archäologie in der DDR: Genosse Nebukadnezar

Freiräume im Sozialismus: Eine Ausstellung erinnert daran, wie das Vorderasiatische Museum in der DDR zum Publikumsmagneten aufstieg.

Etwas verloren steht Walter Andrae, seit 1928 Direktor des Vorderasiatischen Museums, 1946 im kahlen Saal der Mesopotamiensammlung, die Wandreliefs haben die Sowjets ausgebaut. Der Krieg hat das Museum getroffen, Andrae hatte sich dem „Führerbefehl“, Objekte auszulagern, verweigert und alles in den Keller auf der Museumsinsel bringen lassen, was dann die Sowjets abtransportiert hatten. Zu sehen ist das Foto in der Ausstellung „Nebukadnezar im Sozialismus. Das Vorderasiatische Museum in der DDR“. Wenn am 1. Januar 2022 die Wiedervereinigung der Staatlichen Museen in Berlin gefeiert wird, betrifft das nicht das Münzkabinett und das Vorderasiatische Museum. Beide Sammlungen verblieben als Ganzes in Ost-Berlin.

Neuer Glanz nach dem Krieg

Dem Kurator Christopher Hölzel zeigt, dass starke Persönlichkeiten dem Museum nach dem Krieg zu neuem Glanz verholfen haben. Den Wiederaufbau des Museums bis zur Neueröffnung 1959 zum zehnten Jahrestag der DDR dokumentieren Fotos. Seit 1952 hatte sich Andraes Nachfolger Gerhard Rudolf Meyer, der später Generaldirektor der Staatlichen Museen wurde, obwohl er nicht in der SED war, für die Rückgabe der 1,5 Millionen Objekte eingesetzt, die dann 1958 tatsächlich erfolgte.

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Meyer vermied bei der Beschriftung und Vermittlung DDR-typische marxistische Terminologie. 1966 etablierte er mit seinem Team einen Museumspädagogischen Dienst. Auf einem Foto sind zeichnende Schüler vor Tongefäßen zu sehen. Mit der Aufnahme der beiden deutschen Staaten in die Vereinten Nationen wuchsen die internationalen Kontakte auch für das Museum.

Kulisse für Staatsbesucher

Zum einen diente das Museum mit seinen spektakulären Großobjekten als Kulisse für ausländische Staatsbesucher, andererseits waren nun auch mehr wissenschaftliche Kontakte ins Ausland möglich. Ausstellungen in Schweden und Japan brachten der DDR Renommee und dem Museum Anerkennung, das sich in seiner Arbeit nicht verbiegen musste. Spektakulär war 1987 die einst vertraglich zugesicherte Rückgabe von 7000 Keilschrifttafeln an die Türkei, die während des Ersten Weltkriegs zur Restaurierung aus Bogazköy nach Berlin gekommen waren.

[Vorderasiatisches Museum, bis 26. Juni 2022. Di–So 10–18 Uhr]

Auch das Vorderasiatische Museum war zu DDR-Zeiten ein forschendes Museum. Erste Ausgrabungen nach der Wiedereröffnung gab es in den 70er Jahren im Irak, die letzte Grabung fand von 1987-1990 in Nordostsyrien statt. Eine Kiste mit der Aufschrift „GDR“ ist Zeuge der letzten Fundteilung.

Schon in der DDR war das Museum ein Publikumsmagnet. Gipsabgüsse, die man einst an einem kleinen Stand vor dem Ischtar-Tor kaufte, sind ebenfalls ausgestellt, dazu Erinnerungen ehemaliger Schüler auf Klassenfahrt.

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