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Ort des Aufbruchs. Die Portalruine des Anhalter Bahnhofs.

© Mike Wolff

Architekten zeigen Entwürfe: Das Exilmuseum nimmt Gestalt an

Mit insgesamt neun Entwürfen beginnt der Wettbewerb um die Realisierung des Exilmuseums am Anhalter Bahnhof. Die Entscheidung soll Donnerstag fallen.

Der nächste große Schritt zur Realisierung des geplanten Exil-Museums steht diese Woche an. Am Donnerstag trifft sich die 29-köpfige Jury in der Station Berlin, dem ehemaligen Postbahnhof, wo die Modelle der insgesamt neun am Wettbewerb beteiligten Architektenbüros aufgebaut sind. Bis zum Abend soll die Entscheidung gefallen sein, wer den Zuschlag für den Neubau hinter dem Ruinenportal des Anhalter Bahnhofs bekommt.

Am Freitagmorgen werden dann Gründungsdirektor Christoph Stölzl, André Schmitz für den Vorstand der Stiftung Exilmuseum sowie als Schirmherr und -herrin Ex-Bundespräsident Joachim Gauck und Literaturnobelpreisträgerin Herta Müller sprechen – und hoffentlich den gekürten Entwurf vorstellen können.

Der prachtvolle Vorbau wird der Eyecatcher des Museums sein

Waren im Voraus die Namen von David Chipperfield, Frank Gehry und Peter Zumthor als mögliche Kandidaten für den Wettbewerb gefallen, so liest sich die Liste der Architekten, die schließlich einen Vorschlag eingereicht haben, immer noch vielversprechend. Kéré Architecture, SANAA, Sauerbuch Hutton und Staab Architekten befinden sich darunter – insgesamt fünf Berliner Büros, eines aus den USA, eines aus Dänemark, aus Japan und China. Damit ist der internationale Anspruch abgedeckt.

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Die Herausforderung war für die neun Büros keine kleine, soll sich das Museum doch auf die verbliebene Bahnhofsfassade beziehen. Die prachtvolle Vorhalle aus ockerfarbenem Backstein war für Tausende Menschen, die während des Nationalsozialismus das Land verlassen mussten, der letzte Eindruck, den sie aus ihrer Heimat mitnahmen.

Die Lage hinter der Portalruine war eine geniale Idee von Christoph Stölzl

Hier das Exilmuseum anzusiedeln, war eine geniale Idee des DHM-Gründungsdirektors und früheren Wissenschaftssenators Christoph Stölzl – auch wegen seiner Lage. Schräg gegenüber befindet sich die Stiftung Vertreibung Flucht Versöhnung im ehemaligen Deutschlandhaus, das kurz vor seiner Wiedereröffnung steht, dahinter die Topographie des Terrors.

In der Gedenkkultur der Stadt fehlte bislang ein fester Erinnerungsort für die von den Nationalsozialisten ins Exil vertriebenen Juden und Intellektuellen; die nach Kriegsschäden und späterer Sprengung einzig verbliebene Fassade wirkte mit dem Fußballplatz dahinter eher dysfunktional. Die Architekten hatten nun die Aufgabe, sich auf die Portalruine und seine hohe Symbolkraft zu beziehen, gleichzeitig ein 3500 Quadratmeter großes, mehrstöckiges Museum zu schaffen.

Elf Ausstellungsräume für starke Medienpräsenz sollen her

Gefordert waren elf Ausstellungsräume, in denen die diversen Themen des Exils unter starkem Medieneinsatz szenografisch gestaltet präsentiert werden sollen. Außerdem war ein 700 Quadratmeter großer Anbau für Kultur- und Freizeitnutzungen gewünscht, der durch Dritte genutzt und separat erschlossen werden kann.

Hier zeichnet sich in Teilen auch schon die künftige Finanzierung des Museums ab. Jene zusätzlichen Räume dürften nicht nur für den Sportverein (so eine Bedingung des Bezirks), sondern auch zur Vermietung zur Verfügung stehen, um Einnahmen zu generieren, die das Exilmuseum als Privatinitiative dringend benötigt.

Mit der Versteigerung von rund 350 Blatt aus seiner Privatsammlung, die fast sechs Millionen Euro erbrachten, hat der Gründer des Auktionshauses Villa Grisebach Bernd Schultz zwar einen Grundstock für den Bau gelegt. Dessen zuletzt mit 25 bis 30 Millionen Euro bezifferte Kosten decken sie aber nicht ab. Und auch über die laufenden Kosten wird zu sprechen sein, wenn das Museum erst einmal steht.

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