zum Hauptinhalt

Architektur: Kisho Kurokowa gestorben

Der Erbauer der neuen japanischen Botschaft am Berliner Tiergartenrand, Kisho Kurokawa, ist gestern in Tokio im Alter von 73 Jahren gestorben.

Kurokawa, 1934 in Nagoya geboren, hatte weltweite Beachtung als Vertreter des „Metabolismus“ gefunden – einer Architekturströmung, die die Prinzipien des natürlichen Wachstums auf Städtebau und Architektur übertrug. Mit Berlin war Kurokawa auf vielfältige Weise verbunden: Große Ausstellungen über seine Werke waren hier zu sehen; außerdem werden Kurokawas Schriften auf deutsch von einem Berliner Verlag herausgegeben. Inspiriert von Kenzo Tange, dem Übervater der japanischen Moderne, fügte Kurokawa vorfabrizierte High-Tech-Bauteile zu bizarren Megastrukturen zusammen. Dazu zählen der legendäre „Nagakin-Kapsel-Turm“ in Tokio von 1970 oder der Sony-Turm in Osaka. So schuf er eine eigenständige japanische Architektur der Nachkriegsmoderne.

Kurokawas wichtigstes Werk in Berlin ist der Umbau der ehemaligen japanischen Botschaft von 1940 zum Deutsch-Japanischen Zentrum. Die Idee, an Ludwig Moshamers nationalsozialistischen „Ausdruck der Achsmacht Japan“ stilistisch anzuknüpfen, hatte in Berlin beim (Um-)Bau 1988 zu einer Kontroverse geführt. Seit der deutschen Vereinigung dient das Gebäude wieder als japanische Botschaft und wurde dafür abermals erweitert. Unter Kurokawas bekanntesten Bauten, vom Pacific Tower in Paris bis zum Flughafen Kuala Lumpur oder dem Van-Gogh-Museum in Amsterdam, findet sich mit dem Chinesisch-Japanischen Jugendzentrum in Peking nun ein weiteres Gebäude, das eine ähnliche politische Symbolik hat wie die japanische Botschaft in Berlin. Ulf Meyer

Zur Startseite