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Kultur: Architekturbezogenes in der Galerie Juliane Wellerdieck

Die neu eröffnete Galerie von Juliane Wellerdiek in Berlin-Mitte beschränkt sich auf architekturbezogene Kunstkonzepte und verfolgt die Arbeit von Künstlern, die ihre Vorstellungen in Modellen repräsentieren. Sie zielen weniger darauf ab, den schwierigen, aber lukurativen Markt der "Kunst-am-Bau" zu beliefern.

Die neu eröffnete Galerie von Juliane Wellerdiek in Berlin-Mitte beschränkt sich auf architekturbezogene Kunstkonzepte und verfolgt die Arbeit von Künstlern, die ihre Vorstellungen in Modellen repräsentieren. Sie zielen weniger darauf ab, den schwierigen, aber lukurativen Markt der "Kunst-am-Bau" zu beliefern. Die Werke haben ihre Quellen in der Architektur oder nähern sich ihr mit Modellen an, ohne jedoch Architektur zu meinen. Architektur ist diesen Künstlern eher eine Metapher für ein Denken in Räumen. Zwar ähneln die Werke bisweilen Gebautem, sie wollen aber im Maßstab 1:1 gesehen werden.

Die Künstler verwenden Module, Collagen, Fotografie, Scherenschnitte, Konstruktionszeichnungen und tun manches, was Entwurfsarchitekten während der Ideenfindung auch tun. Doch die Raumanschauung dient nicht als Vorlage; sie ist sich selbst genug. Mirjam Kuitenbrouwer transformiert virtuelle Räume der Software-Programme in das Medium Collage und verschachtelt sie wie eine überkandidelte Manieristin in abwegige Labyrinthe. Basserode hat eine Dokumentation von Wasserspeiern an gotischen Kathedralen erstellt, die in Form ungeheuerlicher Zwischenwesen diese heiligen Orte bewachen, und flankiert seine Recherche mit Zeichnungen und Masken. Ute Lindner schneidet Figuren aus Konstruktionszeichnungen von Maschinen und verlässt sich auf die Ambivalenz von Vorher und Nachher, Fundstück und Zuschnitt. Das ist alles klar und lesbar. Doch gedanklich darf es in einer Galerie gerne mehr sein.

Bleibt Karin Lind. Sie hat eine Methode und ein Sujet. In Fotoserien folgt sie Fassadenmotiven, die sich durch Reihung und Variation als Bild verselbständigen und ihre Herkunft vergessen machen. Daneben zeigt sie in einfachen Modellen aus Karton mit einer gewitzten Falttechnik schlichte Gehäuse mit Oberlicht als Pop-Ups nach zwei Seiten. Beide Serien liegen an der Kippe zur industriellen Fertigung als Glückwunschkarten oder "Kunstobjekte" für Museumsshops. Aber es ist eben jene Kippe, an der die Form beginnt, den Anschein von Selbstständigkeit zu erlangen. Hier hören die Objekte auf, sich selbst zu bespiegeln; anderes beginnt. Und erst an dieser Grenze kann man anfangen, von Kunst zu sprechen. phGalerie Juliane Wellerdiek, Torstraße 159, bis 1. April; Mittwoch bis Freitag 12-18 Uhr, Sonnabend 11-17 Uhr.

Galerie Juliane Wellerdiek[b], Torstraße 159[b]

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