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US-Botschaft

© dpa

Architekturkritiker Zohlen: "US-Botschaft sieht aus wie eine Festung"

120 Millionen Dollar hat der Bau der neuen US-Botschaft in Berlin gekostet. Das Ergebnis ist ein uninspiriertes und erstaunlich liebloses Gebäude. So lautet zumindest das Urteil des Architekturkritikers Gerwin Zohlen. Er bescheinigt dem Bau, eine schlechte Visitenkarte für die USA zu sein.

Die neue US-Botschaft in Berlin überzeugt den Architekturkritiker Gerwin Zohlen wenig. "Das Gebäude wirkt von außen merkwürdig uninspiriert und ist erstaunlich lieblos ausgeführt", sagt Zohlen. Vom Potsdamer Platz her betrachtet wirke der Bau wie eine Festung, auf dem Pariser Platz schließe er sehr grob an den Nachbarn Commerzbank an. Zohlen nennt die Botschaft am Brandenburger Tor "langweilige Sicherheitsarchitektur", die mit einem repräsentativ-würdigen Auftreten in der Stadt nicht viel zu tun habe.

Eine Botschaft sei wie die Visitenkarte eines Landes. "Der Bau sieht aus, als ob eine Nation vom Weltpolizisten zum Selbstverteidiger geworden ist", sagt er. Es fehle eine Öffnung, eine einladende Geste - und natürlich Eleganz. Gemessen am heutigen Standort mit seinen Zäunen und Betonpollern zeige das Gebäude aber immerhin eine "zivilisierte Sicherheitsarchitektur".

Zohlens Vorschlag für einen Spitznamen: "Pancake"

Als Spitznamen für die US-Vertretung würde er das Wort "Pancake" nehmen - Pfannkuchen. "Das ganze Gebäude ist in die Breite gestreckt, wie ein Fladen. Mir fehlt eine vertikale Gliederung", moniert er. Zohlen ärgert vor allem die "unsensible" Detailausführung der Fassade. Der Stein sei schlecht verarbeitet, Form und Material der Fenster wirkten ärmlich und dem monumentalen Dachgeschoss fehle eine Auflockerung, beispielsweise eine Balustrade. "So etwas würde man sonst noch nicht einmal in einem Vorort anbieten", urteilt Zohlen.

Die USA hatten die Bausumme für ihre Botschaft nach jahrelangen Sicherheitsdiskussionen von 180 auf 120 Millionen Dollar gekürzt. "Mit 60 Millionen Dollar mehr hätte man das sicher freundlicher gestalten können" räumte Zohlen ein. Entworfen hat den Bau das US- Büro Moore Ruble Yudell (Santa Monica/Kalifornien). Das Gebäude stehe in der Tradition der Postmoderne der 80er Jahre, erläutert Zohlen. "Es ist im Grunde schon eine museale Antiquität." Ein Grundgedanke der Postmoderne sei aber auch Spaß und Spiel - besonders an der Fassade. "Da steckt bei dieser Botschaft kein Ehrgeiz drin." Für Zohlen wäre dieses Gebäude besser im mittleren Westen der USA aufgehoben. "Es passt nicht in eine Innenstadt des Alten Europa."

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