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Entdeckung: Franz Mazura (r.) als Haushofmeister, neben Markus Brück als Musiklehrer.

© Bettina Stöß

"Ariadne auf Naxos" in der Philharmonie: Maues Maskenspiel

Die Deutsche Oper Berlin bringt „Ariadne auf Naxos“ konzertant in der Philharmonie auf die Bühne - und tut sich damit keinen Gefallen. Und Anja Harteros hat sowieso mal wieder abgesagt.

Diese konzertante Aufführung, die sich die Deutsche Oper Berlin mit der „Ariadne auf Naxos“ leistet, lässt einen listigen Verdacht aufkeimen: Dass nämlich Anja Harteros ihre Mitwirkung abgesagt hat, weil in der Produktion wenig Freude im Sinn interpretatorischer Notwendigkeit aufkommt. In der Titelrolle wäre sie der Star gewesen, um den sich Mittelmaß rankt. Mit Gründen kann dem Argwohn begegnet werden: Harteros neigt zu kurzfristigen Absagen. Und die Stimmung des Publikums ist stets erfüllt von anhänglicher Begeisterung für sein Haus, so auch bei diesem Ausflug in die Philharmonie.

Hugo von Hofmannsthal und Richard Strauss mussten sich mächtig quälen, bis die „Oper in einem Aufzuge nebst einem Vorspiel“ als neue Fassung einer missglückten Kombination von Sprech- und Gesangstheater gelang. Als eklektisches Juwel aus zauberischen Harmonien wird das Stück seither geliebt und so häufig gespielt, dass es im Konzertsaal entbehrlich wäre, zumal wenn Außerordentliches nicht zu erwarten ist. Das Orchester engagiert sich auf dem Podium, wo das Klavier als Continuo-Instrument besonders hervortritt, mit souveränen Soli, ohne als Ganzheit zu sprechen. Gegen Ende zeigt Dirigent Ulf Schirmer eigene Vorstellungskraft, die ins blühend Romantische tendiert. Als Konversationsstück wird das sensible „Vorspiel“ glatt verschenkt, denn man versteht kaum ein Wort.

Bacchus klingt abgesungen

Rühmliche Ausnahmen bilden Markus Brück als Musiklehrer und Thomas Blondelle als Tanzmeister. Sie vertreten die beiden rivalisierenden Abteilungen der Seria und der Commedia „im Hause des reichsten Mannes von Wien“. Der hat sich die „Gemeinheit“ erdacht, eine „Tanzmaskerade um die ungetreue Zerbinetta“ gleichzeitig mit der heroischen Oper „Ariadne“ vorführen zu lassen. Zur Verzweiflung des Seria-Komponisten.

Aus Österreich kommt die einzige Entdeckung des Abends: Franz Mazura, der 90-jährige ehemalige Wagnersänger, tritt als Haushofmeister auf, schmal und hochgewachsen, um Hofmannsthals Dichterwort mit ungewöhnlicher Sprachkultur und Grandezza abzuschmecken. Ganz Autorität und ganz Diener seines „gnädigen Herrn“. Genarrtes Kind sollte der Komponist sein, ist aber in der Gestalt von Daniela Sindram eine Sängerin, die ohne den Charme des „Jünglingshaften“ die Höhen schafft.

Susanne Elmark hat das Koloraturmaterial der Zerbinetta, nicht deren beseelte Verführungskunst. Stefan Hinke ist ein Tenor, der sich das gesamte dramatische Material Wagners erobert hat, weshalb sein Gott Bacchus etwas abgesungen klingt. Als Einspringerin die Amerikanerin Maegan Miller: Ihre Ariadne mit guter Kondition neigt dazu, einen tremolierenden Sopran triumphieren zu lassen, auch wo pianissimo steht. Warum tut sich die Deutsche Oper das an, nachdem sie doch mit der „Oresteia“ von Xenakis ihre „Auswärtssaison“ so grandios gestartet hat?

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