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Kultur: Auf den Spuren der Meister Wiener Jeunesse bei

Young Euro Classic.

Spaß in der ernsten Musik wird bei Young Euro Classic ganz groß geschrieben. Die melancholisch-ironische „Fanfare“ von Iván Fischer bringt das auf den Punkt. Jugendliche soll sie anziehen, für das schwere Metier interessieren. Umso erstaunlicher, wie todernst es beim Wiener Jeunesse Orchester zugeht. Beste österreichische Tradition bietet das Programm, in dem selbst die Uraufführung auf den Spuren der Altmeister Mahler und Bruckner wandelt: „Rose aus Asche“ nennt Wolfgang Sauseng seine vier Lieder auf todessüchtige Texte etwa von Giuseppe Ungaretti. „Vier ernste Gesänge“ klingen da an oder auch „Das Lied von der Erde“. Der riesige Orchesterapparat türmt grelle Katastrophenklänge, in denen Dominik Königers samtiger, differenziert artikulierender Bariton allzu oft untergehen muss. Trommelwirbel, dumpfe Posaunen, klagende Oboenwindungen, das alles wirkt in seiner Mollfärbung plakativ. Doch ist es zweifellos gekonnt gemacht, und der Beifall gilt zu Recht einer großen sängerischen Leistung.

Unter Herbert Böck schlägt sich das Orchester untadelig, auch mit eindrucksvollen Holzbläsersoli. Doch nach dem zarten, noch etwas unsicheren „Blumine“- Satz von Gustav Mahler zeigt es seine ganze Klasse erst bei Anton Bruckners E-Dur-Sinfonie. Nichts ist mehr zu finden vom spröden Minimalismus kleinteiliger Wiederholungen, „unhimmlischen“ Längen, die einem Bruckner verleiden können. Spannung in der Entwicklung riesiger Bögen fesselt von Anfang an, und das in berückender Klangschönheit. Allein die wunderbare Geschmeidigkeit, mit der die Celli das Eingangsthema intonieren, verrät beste Wiener Streichertradition. Mögen auch die vier Wagner-Tuben im Adagio ihre Intonationsmühen haben – die Glanzleistung gerade der Blechbläser ist nicht zu überhören. Riesenjubel, der nur mit der „Donner und Blitz“-Polka von Johann Strauß zu dämpfen ist, zu der sich draußen ein veritables Gewitter entlädt. Isabel Herzfeld

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