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Kultur: Auf Empfang

Wer den Berlinale-Sessel und das Olympia-Sofa nicht mehr sehen kann, der sollte vielleicht einmal wieder lauschen. Im Podewil’schen Palais (Klosterstraße 68–70, bis 25.

Wer den Berlinale-Sessel und das Olympia-Sofa nicht mehr sehen kann, der sollte vielleicht einmal wieder lauschen. Im Podewil’schen Palais (Klosterstraße 68–70, bis 25. Februar) arbeitet hinter der Tür zum Open Space Nr. 2 der japanische Komponist Takumi Endo . Der Soundkünstler ist zur Zeit Gast des DAAD und zudem Mitarbeiter der Intermedia-Plattform „tesla“. Er gab seinem aktuellen Projekt den Titel „phon:e:thica“ und sich darin die geradezu babylonische Aufgabe, Wörter verschiedenster Sprachen nach ihrem Klang zu sortieren. Übereinstimmende oder ähnlich klingende Vokabeln lassen sich darin interaktiv vernetzen. Auf einem Monitor erscheinen Wort-Cluster als Lautzeichen und Bild – zusätzlich wird ihre Bedeutung erklärt. Und so liegen beispielsweise „Hongkong“, „Hocken“ und „Hawk“ überraschend nah beieinander. Wer erst einmal in Endos akustischem Interface-Wörterbuch zu stöbern beginnt, fragt sich begeistert, warum wir Fremdsprachen nicht einmal so lernen können.

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Viele asiatische Künstler integrieren Technik und Natur ganz selbstverständlich, als wären die Grenzen dazwischen fließend. Eine Anleihe beim Urvater der Media-Art Nam June Paik nahm Ik-Joon Kang und baute einen Radio-Baum, den er „The English Garden“ nennt (60 000 Euro). Da recken zahllose Kofferradios ihre Antennen wie Zweige in alle Richtungen. Der Empfang ist entsprechend. Man hört Vivaldis „Frühling“ aus den vier Jahreszeiten, dazwischen BBC-Nachrichten und tibetische Mönche. Der Sound ist konfus, aber gleichsam melodisch und fügt sich perfekt in die Ausstellung „the sacred and the profane“ in der Galerie Alexander Ochs ein (Sophienstraße 21, bis 11. März). Hier werden Asiatika aus dem Nachlass von Manfred Durniok zusammen mit Prachtstücken aus dem Galerie-Programm angeboten. Die Installation „Lichtklang“ von Quin Yufen wächst als zarte Hecke aus Kupferkabeln vom Boden zur Decke (40 000 Euro). Zu hören ist saitenzarte Zazen-Musik, oder? Nein, die sphärischen Töne entstammen einer Gitarre, die sich der Computer erst einverleibt und dann über winzige Lautsprecher aufblühen lässt. Akustische Camouflage.

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Bei Murata & Friends (Rosenthaler Str. 39, bis 1. Mai) wird es wieder still. Der Japaner Izumi Kato wischt seine Farben mit Tüchern, Fingern, oder er nimmt bestenfalls mal ein Holz. Die Berührungen sind geradezu hörbar. Figuren ohne Erde und Himmel, Wesen aus fremden Äthern. Tonbilder. Mit seinen Farben kann er Innen-Töne sichtbar machen. Wahrscheinlich sieht so ein Seufzen aus. Ein Aufschrei. Hinter der Tür hört man einen Hammer auf den Meißel klopfen. Kato arbeitet hier an neuen Skulpturen. Dabei könnte er die Augen schließen, nie aber die Ohren (Preise auf Anfrage).

Thea Herold

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