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Kultur: "Aufklärerische Anstalt"

Claus Peymann stellt seine Pläne für das Berliner Ensemble vorVON GÜNTHER GRACK"Das Berliner Ensemble als zeitgenössisches Theater, Berlin als Uraufführungsort, der neue Direktor als belebende Konkurrenz für die anderen Bühnen der Stadt" - dies die Stichwörter, mit denen Kultursenator Peter Radunski am 1.Mai in einer Pressekonferenz auf der Bühne des Theaters am Schiffbauerdamm Claus Peymann präsentierte.

Claus Peymann stellt seine Pläne für das Berliner Ensemble vorVON GÜNTHER GRACK"Das Berliner Ensemble als zeitgenössisches Theater, Berlin als Uraufführungsort, der neue Direktor als belebende Konkurrenz für die anderen Bühnen der Stadt" - dies die Stichwörter, mit denen Kultursenator Peter Radunski am 1.Mai in einer Pressekonferenz auf der Bühne des Theaters am Schiffbauerdamm Claus Peymann präsentierte.Der Vertrag mit dem derzeitigen Wiener Burgherrn ist am Donnerstag geschlossen worden: Peymann wird mit Beginn der Spielzeit 1999/2000 als künstlerischer Direktor die Gesamtleitung des BE für fünf Jahre übernehmen, doch bereits jetzt konzeptionelle Vorarbeit leisten.Im Zusammentreffen des Peymannschen Amtsantritts mit dem Umzug der Bonner Regierung nach Berlin sieht Radunski ein Hoffnungszeichen für einen "fruchtbaren Dialog von Kultur und Politik".Daß der neue BE-Chef der Mann ist, diese Erwartungen zu erfüllen, daran ließ Peymann in einer programmatischen Antrittsrede keinen Zweifel.Für das Berliner Ensemble seien Themen zu suchen, die das Theater zum "Hauptstadttheater" machen; lebende Autoren sollen auf dieser Bühne ihre Heimat finden und das Theater zum politischen Raum machen: "Theater kontrolliert die Mächtigen, spricht für die Ohnmächtigen." Zeitgenössisches Theater schließt für ihn den Blick auf das klassische Erbe ein - aus heutiger Sicht.Die Hausheiligen, Bert Brecht und Heiner Müller, gelten ihm nicht als "Dekorationsstücke", sondern als Ansporn für ein Theater als "aufklärerische" Anstalt.Um Peymanns "anspruchsvolles Konzept" zu realisieren, reiche die gegenwärtige Jahreszuwendung von 21 Millionen Mark nicht aus, teilte der Kultursenator mit; hinzukommen sollen daher Mittel aus dem Hauptstadtkulturfonds und der Lotto-Stiftung - jeweils als Projektförderung - sowie Sponsorengelder.In einer "Bemühungszusage" habe er sich vertraglich gebunden, daß die Spanne zwischen dem, was das Theater hat, und dem, was es braucht, geschlossen werde: als Zielrichtung gelten 25 bis 26 Millionen Mark.Zugesagt sind außerdem die ohnehin nötige architektonisch-technische Sanierung des Theaters, darunter ein Ausbau des Dachgeschosses für Direktion und Dramaturgie, sowie der Neubau einer Probebühne.Die rechtliche Konstruktion des Berliner Ensembles als GmbH ist für Peymann neu.Er selbst wird die Anteile der Gesellschafter Peter Palitzsch und Fritz Marquardt übernehmen und äußert sein Vertrauen in diese Organisationsform: sie sei ein "Modell für Erfolg".Über seine konkreten Pläne sagte er gestern lediglich, nach der Renovierung des Hauses, die eine Schließung ab Mai 1999 erfordere, werde es im November/Dezember "eine ganze Gruppe von Premieren" geben.Erwartungen, er werde seine Wiener Kernmannschaft nach Berlin mitbringen, müsse er enttäuschen; mit Hermann Beil, dem ihm sein Arbeitsleben lang vertrauten Dramaturgen, werde er jetzt, nach Vertragsunterzeichnung, allerdings noch einmal sprechen.Den Vorschlag des Senatsgutachters Peter Stoltzenberg, zusätzlich zum BE das Renaissance-Theater zu übernehmen, lehnt Peymann ab; das eine Haus zu leiten, sei ein Fulltime-Job.Zumal der Chef verständlicherweise auch selber kochen will: zwei Inszenierungen pro Jahr hat er sich vorgenommen.

GÜNTHER GRACK

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