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Kultur: Aus den Weiten der Wüste

FOTOGRAFIE

Kinder aus Sertão, dem knapp eine Millionen Quadratkilometer großen „Armenhaus“ Brasiliens, müssen früh erwachsen werden. Wenn die Väter und Brüder auf der Suche nach Arbeit in die Städte auswandern, dann sind sie es, die zusammen mit ihren Müttern in der Wüste zurückbleiben. Im ständigen Kampf der Sertão-Bewohner gegen Dürre, Hunger und Elend nehmen die Kleinen eine wichtige Rolle ein. Über zehn Jahre lang streiften die beiden Fotografen Gyzia Pimentel und Daniel Aamot durch die rauhen Landschaften von Sertão, um den Alltag der Menschen dort zu dokumentieren. Herausgekommen sind poetische, nachdenkliche Bilder: Zwei Frauen reiten, alte Kopftücher um die Schultern geworfen, auf einem Esel zur Feldarbeit. Magere Kühe drängen sich um einen der wenigen Bäume in der Wüstenlandschaft. Eine alte Frau sitzt in ihrer kargen Küche, der Boden aus Lehm, Putz blättert von der Wand, im Hintergrund lehnt ein Mädchen an der Holztüre, mit Minirock und knappem T-Shirt, und träumt sich – den Kopf auf die Schulter gelegt – in ferne Welten. Männer existieren in dieser Welt vor allem als kleine Jungen oder als Greise. Die Fotografen zeigen aber nicht nur Elendsbilder aus dem Nordosten Brasiliens, sondern dokumentieren auch die Ausdauer der Menschen im Kampf um bessere Lebensverhältnisse, ihren Erfindungsreichtum und ihre tiefe Lebensfreude. Eine Auswahl der Bilder ist jetzt unter dem Titel „Senhoras do Tempo - Leben im Brasilianischen Sertão“ in der Werkstatt der Kulturen in Berlin zu sehen (Wissmannstr. 32, bis 16. 2.).

Julia Ziegler

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