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AUSGEHEN: Und ständig dieser Lärm!

Manchmal erlebt man es ganz unmittelbar: wie der Hochsommer plötzlich vorbei ist, wie in die stehende Luft eines schwülen Tages Windstöße fahren und es, noch bevor der erste Tropfen fällt, merklich kühler wird. Man ahnt dann, dass nach diesem Regen nichts mehr sein wird, wie es zuletzt war, dass es sich nicht, wie noch am Abend zuvor, unmittelbar nach dem Gewitter wieder aufheizen wird.

Manchmal erlebt man es ganz unmittelbar: wie der Hochsommer plötzlich vorbei ist, wie in die stehende Luft eines schwülen Tages Windstöße fahren und es, noch bevor der erste Tropfen fällt, merklich kühler wird. Man ahnt dann, dass nach diesem Regen nichts mehr sein wird, wie es zuletzt war, dass es sich nicht, wie noch am Abend zuvor, unmittelbar nach dem Gewitter wieder aufheizen wird. Ein Hauch von Herbst liegt in der Luft, die uns nun, da es zu tröpfeln beginnt, von der Bank vor der Hauskneipe neben dem Tagesspiegel-Gebäude in ihr Inneres treibt.

Dort empfängt uns Dämmerlicht und Leere – mit der ist es jedoch bald vorbei, denn da kommt schon eine dreißigköpfige deutsch-lateinamerikanische Pfadfindergruppe und besetzt die Nebentische. Plötzlich ist da dieses Geräusch, das man schon beinahe vergessen hatte: ohrenbetäubender, nervenzerfetzender Gesprächslärm, von vier Wänden gnadenlos in der Raumesmitte zusammengehalten, ein dröhnender Sprachmix, hier und da zerschnitten durch das Klirren von Gläsern und den blechernen Sound auf dem Handy abgespielter Lieder und Videos.

Nun sind Pfadfinder ja an sich und diese im Besonderen sanftmütige und, ohne ihre Klampfen, meist gänzlich ungrölige Menschen. Dass sich über ihr Gelärme und das Dagegenangelärme der eigenen Kleingruppe dennoch hier und dort ein Gefühl zwischen „Mir platzt gleich der Kopf!“ und „Schnauze!“ einstellt, zeigt, in seinem Vergehen, noch einmal eine der größten Stärken des Sommers. Die ist für das psychische Wohlergehen des Stadtbewohners vielleicht noch wichtiger als jeder Sonnenstrahl: Im Biergarten sind die anderen Leute einfach weiter weg als in der Kneipe – und mit ihnen ihr Geschnatter und Gedröhne. Wenn Nachtflüge in ein paar hundert Metern Höhe die Menschen am Boden zu nervlichen Wracks machen können, was vermag erst eine voll besetzte Bar? Enge und Geräuschpegel zu Lebensqualität zu verklären, ist sowieso eine der größten urbanen Lebenslügen.

Als der Regen aufgehört hat, setzen wir uns noch einmal nach draußen. Mit entsprechender Kleidung ist das immer noch möglich. Doch in der Zwischenzeit ist irgendwas zerbrochen.

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