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Kultur: Ausgetanzt

Im Kino: die Doku „Ballets Russes“

Von Sandra Luzina

Als die Ballets Russes im Mai 1909 in Paris debütierten, war das die Geburt des modernen Balletts. Nun erzählt eine Dokumentation von Dayna Goldfine und Dan Geller vom spannenden Aufstieg und Niedergang dieses bahnbrechenden Ensembles: eine Story von Ruhm und Politik, Liebe und Krieg – und von der Liebe zum Tanz.

Ausgangspunkt des Filmprojekts war eine „reunion“: Anfang 2000 trafen sich zahlreiche der noch lebenden Mitglieder des Balletts zu einer Art Klassentreffen in New Orleans. Die teils über 80-Jährigen arbeiteten zumeist noch immer in ihrem geliebten Beruf: als Ballettmeister oder Pädagogen. Im Film erzählen sie munter von den Glanzzeiten wie vom Leben als russische Exilanten.

Dabei blättern die Filmemacher nicht nur in alten Fotoalben, sondern haben rare Aufnahmen des Balletts aus den dreißiger bis fünfziger Jahren ausgegraben. Schon in kurzen Ausschnitten werden Glamour, Exotik und Extravaganz des Ensembles deutlich. Die stilbildenden Anfänge unter Serge Diaghilew werden nur kurz gestreift; damals wurden die Russen als „wilde Horde“ gefeiert, zogen Künstler wie Picasso und Miró an. Der Film konzentriert sich mehr auf die Nachfolge-Compagnie: die Ballets Russes de Monte Carlo – es waren nun die vor der russischen Revolution geflüchteten Exilanten, die im Westen Triumphe feierten. Hier wurden die im zarten Alter von 13 bis 15 Jahren debütierenden „Baby Ballerinas“ Irina Baronova, Tatiana Riabouchinska und Tamara Toumanova entdeckt. Hier tobten Rivalitäten, Amouren und Machtkämpfe; hier aber sank das Ballett auch allmählich zur Tingeltruppe herab, die nur mehr in amerikanischen Provinzstädten auftrat – und es schon mal mit dem Ku-Klux-Klan zu tun bekam.

„Ballets Russes“ ist in erster Linie ein Film für Ballettfans. Ein wenig nostalgisch stimmt er schon. Doch dank der wunderbaren Zeitzeugen ist ganz nebenbei auch ein Film über ein freud- und würdevolles Altern entstanden.

Filmkunst 66, Hackesche Höfe

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