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Kultur: Ausländerrecht: Umworbene Experten - Die Wissenschaft lebt vom Austausch über alle Grenzen hinweg

Manche Pflanzen brauchen zum Wachsen nicht nur Wasser und Dünger - man muss sie hin und wieder umtopfen. Das trifft auch auf etliche Forscher und Studenten zu.

Manche Pflanzen brauchen zum Wachsen nicht nur Wasser und Dünger - man muss sie hin und wieder umtopfen. Das trifft auch auf etliche Forscher und Studenten zu. Sie suchen nach kompetenten Ansprechpartnern in zunehmend spezialisierten Arbeits- und Interessensgebieten und wollen dabei schon in jungen Jahren nicht an den Landesgrenzen Halt machen. Eine außergewöhnliche Experimentieranlage der Teilchenphysik lockt sie nach Hamburg, ein Fellowship am Wissenschaftskolleg Jahre später nach Berlin. In deutschen Unis und Forschungseinrichtungen sind Professoren (1. Liga), Doktoren (2. Liga) und Studenten (3. Liga) aus dem Ausland gleichermaßen gefragt. Wie nicht zuletzt die Greencard-Debatte zeigt, gibt es in Gebieten wie der Informationstechnologie schon einen weithin spürbaren internationalen Wettbewerb um Spitzenforscher und junge Talente.

Wer in die Mitarbeiterlisten der Max-Planck-Institute schaut, stellt fest, dass von den 248 Institutsdirektoren der zentralen deutschen Forschungsorganisation 101 keine deutsche Staatsbürgerschaft haben. Darunter Nobelpreisträger wie der gerade emeritierte Paul Crutzen, der Entdecker des Ozonlochs. Von den 6900 Nachwuchskräften kommt fast die Hälfte aus dem Ausland: 1325 aus Europa, 452 aus China und Asien, 374 aus Russland, 325 aus den USA und - neben anderen - 60 aus Afrika. Mehr als 1000 studentische Hilfskräfte, Doktoranden oder Gastwissenschaftler aus dem Ausland findet man dabei in den physikalisch ausgerichteten Instituten. Der Grund: Hier zu Lande gibt es zu wenig Physiker, und von diesen gehen viele weg, am liebsten in die USA.

Allerdings macht es das deutsche Arbeitsrecht Studenten und Wissenschaftlern und damit auch den Forschungseinrichtungen nicht leicht. Wer nicht aus EU-Staaten kommt, kann meist nur dank eines Stipendienprogramms im Land bleiben. Solche Programme sind in der Wissenschaft zwar zahlreich. Aber sobald es um eine feste Anstellung an der Uni oder einem Forschungsinstitut geht, beginnen die Probleme. Bereits das Jobben während des Studiums ist auf 90 Tage im Jahr begrenzt. Und wer nach seiner Ingenieursausbildung zwei oder drei Jahre bei Siemens arbeiten möchte, hat als Nicht-EU-Mitglied oft nur eine Chance, wenn die Anstellung als Praktikum deklariert wird.

Die Regelungen müssten künftig großzügiger gehandhabt werden, sagt Heinz Nastansky vom Deutschen Akademischen Auslandsdienst. Früher sei es eine Übereinkunft gewesen, Studenten etwa aus Entwicklungsländern zwar die Chance zur Ausbildung in Deutschland zu geben, sie dann aber - auch im Interesse ihres Heimatlandes - wieder zurückzuschicken. "Das halte ich für eine antiquierte Argumentation", sagt Nastansky. Die Heimatländer könnten von der Berufserfahrung in Deutschland zwar oft mehr profitieren. In einigen Fällen seien Forscher nach einer Spezialausbildung aber überqualifiziert und hier besser aufgehoben. Eine Neuregelung ist trotz ausgiebiger Gespräche seit dem Vorjahr nicht in Sicht.

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