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Ausstellung: Berliner Kunstbibliothek würdigt Dior

Eine Sonderausstellung zum Schaffen des französischen Modeschöpfers Christian Dior ist ab 13. Februar in Berlin zu sehen.

Berlin - Als "New Look" hat die Modewelt euphorisch die erste Kollektion von Christian Dior gefeiert. Die verschwenderisch weiten Röcke und die weiblich enge Taille wirkten nach dem Mangel der Kriegsjahre geradezu revolutionär. Und die "Blütenkelch-Linie" (Ligne Corolle) war 1947 nur der Startschuss für ein Feuerwerk gestalterischer Ideen. Auf den Tag genau 60 Jahre nach diesem Auftakt eröffnet die Berliner Kunstbibliothek am Montag eine Ausstellung, die Diors Arbeiten bis zu seinem plötzlichen Tod im Jahr 1957 dokumentieren.

Auch in Deutschland wirkte Diors rascher Rhythmus neu konstruierter Linien wie das Mode-Diktat schlechthin. 20 originale Haute-Couture-Kostüme aus deutschen Museumssammlungen stehen im Zentrum der Ausstellung "Christian Dior und Deutschland, 1947 bis 1957". Adelheid Rasche, Kuratorin der Schau und Leiterin der Berliner Kunstbibliothek seit zehn Jahren, geht es aber nicht nur um die Mode, sondern auch um die Figur des Designers, der es als einer der ersten geschafft hat, seinen Namen als unsterbliche Marke zu kreieren.

So sind unter den 180 Exponaten am Kulturforum am Potsdamer Platz nicht nur Kostüme und die für Diors Schöpfungen so wichtigen Accessoires zu sehen. Ein Teil der Ausstellung widmet sich auch der Rezeption Diors in deutschen Modezeitschriften, Zeichnungen und Fotografien.

"In Deutschland war Dior der König", sagt Adelheid Rasche. Während im englischsprachigen Raum vor allem auch Jacques Fath und Cristobal Balenciaga gefeiert wurden, sei in den deutschen Medien Dior der Modeschöpfer mit der stärksten Präsenz gewesen: "Seine Modelle wurden am meisten abgebildet", sagt die Kuratorin. Die Ausstellung zeigt darüber hinaus Reportagen, die einen Blick hinter die Kulissen des Modehauses werfen, sowie Christian Dior "privat" in seinem Schloss an der Loire.

Der Couturier als Diva

"Dior hat regelrecht an seiner Biografie gebastelt", erzählt Rasche. 1957 veröffentlichte der 1905 in der Normandie geborene Modeschöpfer beispielsweise seine Autobiografie "Dior by Dior" auf Deutsch. Die Geschichte um die Person dokumentiert den damals aufkommenden Starkult um die Modeschöpfer: der Couturier als Diva, vergleichbar mit gefeierten Hollywoodgrößen. Doch gerade bei dem eher schüchternen Dior gründet sich die Magie des Namens im enormen Erfolg seiner Modelle.

Renommierstück der Ausstellung ist der "Schwarze Schwan" (Cygne Noir): ein mit schwarzem Samt und schwarzem Satin spielendes Ballkleid aus der "Marlene Dietrich Collection Berlin". Das enge Korsageoberteil kontrastiert mit einem Rocksaum von 5,60 Meter Länge - eine Stoffmenge, die normalerweise für drei Kleider reicht. Das schwarze Luxuskostüm mit der großen Schleife auf der Hüfte ließen sich auf der ganzen Welt nur drei Damen anfertigen: außer der Dietrich zwei weitere, deren Kleider noch in Paris und New York existieren.

80 Modelle umfasste die noch zum "New Look" zählende Kollektion "Milieu du Siècle" von 1949/50. Doch Christian Dior schuf außer der Haute Couture auch jeweils eine "Pret à Porter"-Kollektion für New York - ein Schritt in Richtung der Demokratisierung der hohen Schneiderkunst. Die Taillenschnürung und der weite Rock dagegen waren gar nicht so neu, wie es das Etikett "New Look" nahe legt. Sie zogen ihre Inspiration aus der eher konservativen Mode der Korsetts und Krinolinenröcke um die Jahrhundertwende, einer Phase des Wohlstands, in der Frauen die Rolle des Aushängeschilds für den Reichtum ihres Mannes spielen konnten. "Mode ist immer auch Zitat", sagt Adelheid Rasche. (Von Anne Przybyla, ddp)

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