zum Hauptinhalt
Leerer Stadtraum. Eine Aufnahme des Bildhauersohns Hans-Joachim Uhlmann im März 1983: die Mauer auf der West-Berliner Seite.

©  Galerie Brusberg

Ausstellung in der Galerie Brusberg: Vater und Sohn im künstlerischen Dialog

Skulpturen, Zeichnungen, Fotografien: Die Wunderkammer Galerie Brusberg präsentiert Hans und Hans-Joachim Uhlmann in der Reihe „Künstler – Familien“.

Die eigene Geschichte von Felix Brusberg mag der Anlass sein für eine Ausstellung über das kreative Erbe. Seine Räume in einem alten Charlottenburger Ladenlokal reichen an die einst repräsentative Galerie des Vaters zwar nur ansatzweise heran. Was aber die Freude an der Entdeckung ästhetischer oder historischer Analogien in der Kunst anbelangt, steht er Dieter Brusberg in nichts nach.

„Künstler – Familien“ heißt die erste Schau einer losen Reihe, die künftig einmal im Jahr stattfinden soll. Zum Auftakt sind die Arbeiten von Hans und Hans-Joachim Uhlmann zu sehen. Hans, geboren an der Wende zum 20. Jahrhundert in Berlin, kennt man, seine Plastiken aus Metall sind deutschlandweit im öffentlichen Raum zu sehen. Uhlmann zählt nicht zur Speerspitze der Avantgarde, aber er entwickelt die Sprache der eigenen Bildhauerei kontinuierlich fort – von den klassisch modellierten Köpfen der Frühzeit über die linearen Skulpturen aus Draht bis zu den konstruktiven Abstraktionen, wie sie vor der Deutschen Oper oder im Hansaviertel zu finden sind.

Brusberg versammelt nun die letzten verfügbaren Arbeiten aus dem Besitz des Sohns Hans-Joachim Uhlmann. Dazu gehören Entwürfe wie jene kleine Stahlskulptur, die 1965 entstand: eine Stele, deren mittlerer Teil aus miteinander verbundenen Dreiecken besteht. Gedacht war die Arbeit für das Funkhaus Hannover – und es leuchtet sofort ein, dass dem Bildhauer dabei Räume vorschwebten, die Töne isolieren oder in denen sie sich verfangen. Uhlmann gewann den Wettbewerb zwar nicht, realisierte das Werk später jedoch leicht variiert an anderer Stelle.

Dokumente einer verschwundenen Stadt

Wer die dynamischen Drahtarbeiten des Documenta-Teilnehmers von 1965 vor Augen hat, der schaut erstaunt auf die beiden stählernen Konstruktionen der späten fünfziger und frühen sechziger Jahre. Obwohl sie auf dem Prinzip der Addition beruhen und aus einzelnen Stahlstücken zusammengeschweißt sind, fühlt man sich an seltsam gestaltete Lebewesen erinnert. Als habe Uhlmann sein geometrisches Formenvokabular mit den Figuren des britischen Bildhauers Lynn Chattwick gekreuzt.

Ihnen stellt Brusberg die Fotografien des Sohns gegenüber. Hans-Joachim Uhlmann, Jahrgang 1942, studierte in Berlin Architektur und war danach kurz im Büro Kleihues tätig, bevor er 1970 als Stadtplaner nach Hannover zog. Seine schwarzweißen Aufnahmen stammen überwiegend aus Berlin: Dokumente einer verschwundenen Stadt, so überwältigend grau und leer hat man sie lange nicht mehr gesehen. Ein Blickfang sind die kleinen Formate trotzdem: Uhlmann junior fängt ihre Eigenheiten ein, fotografiert aus extremer Untersicht oder verleiht seiner Perspektive einen expressiven Ausdruck.

Preislich klafft die Lücke zwischen Vater und Sohn

Das klingt im ersten Moment wie das genaue Gegenteil jener gelassen sachlichen Konstruktionen, mit denen Hans Uhlmann bekannt wurde. Und doch schält sich in der Zusammenschau eine Gemeinsamkeit heraus. Formal, weil der Fotograf seine Motive so aufnimmt, dass sie entfernt an Werke des Vaters erinnern. Und inhaltlich: Beide sind an denselben Materialien, ihren Eigenschaften und tektonischen Möglichkeiten interessiert. Wo Hans-Joachim Uhlmann die metallenen Geländer diverser Berliner Brücken festhält, grüßen die luftigen Eisendrähte von Hans Uhlmann. Die krassen Kontraste von Licht und Schatten sind ebenso gemeinsames Thema – was auch in den die Ausstellung flankierenden Kreidezeichnungen von Hans Uhlmann zum Ausdruck kommt.

Bloß preislich klafft eine große Lücke: Während die wenigen noch verfügbaren Skulpturen des Vaters Preise bis 30 000 Euro erreichen (und größtenteils bereits verkauft sind), verlangt Hans-Joachim Uhlmann für die Abzüge 300 bis 400 Euro. Es ist das erste Mal überhaupt, dass er sie zeigt: Der Sohn verstand sie stets als private Dokumente und gab sie erst nach einigem Insistieren von Felix Brusberg für die Reihe heraus.

Wunderkammer Galerie Brusberg, Friedbergstr. 29; bis 15. Juli, Fr 10–18.30 Uhr, Sa 10–14 Uhr

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false