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Balanceakt. Das Ei aufzustellen, ist gar nicht so einfach.

© Nina Fischer/Maroan el Sani

Ausstellung in der Galerie im Körnerpark: Eiertänze

„Tempus Ritualis“: In der Galerie im Körnerpark lassen sich Künstler von Griechenland inspirieren. Nach Thessaloniki kommen die Arbeiten nun zu ihrer zweiten Ausstellungsstation nach Berlin

Die Anmoderation führt völlig in die Irre. Welche „gemeinschaftsstiftenden Rituale“, so steht es auf der Wand des Ausstellungssaals geschrieben, entstehen in Umbrüchen? Und: Wie zeigt sich Solidarität nach der Krise in Griechenland? Das ist interessant, das würde man wirklich gern wissen. Gerade wenn es um Kunst geht, wirbt doch die kommende Documenta im Jahre 2017 schon jetzt mit dem Motto „Learning from Athens“ – von Athen lernen.

Doch „Tempus Ritualis“, so der Titel der Schau in der kommunalen Galerie im Neuköllner Körnerpark, geizt mit Antworten. Allein Eva Stefanis dreiviertelstündiger Film, untergebracht hinter einem Vorhang am Ende des Saals, stillt die Neugier: Er zeigt Senioren in der griechischen Provinz beim gemeinsamen Schlamm- und Solebad, die sich Witze, Klatsch und Erinnerungen erzählen und zusammen singen. Der Beitrag allerdings entstand bereits im Crash-Jahr 2008.

In den Werken ist das Meer nie weit

Doch lässt man die vollmundige Fragestellung beiseite, entfaltet die Ausstellung Charme. Die anderen acht Arbeiten sind in Thessaloniki neu entstanden, die Fotografien, Filme und Installationen ähneln sich in Farbe, Licht und manchmal sogar Motiven. Das Meer ist nie weit, ob nun Christina Dimitriadis fotografiert hat, wie sie gemeinsam mit ihren Eltern einen sogenannten Wackelturm auf einem Tisch aufbaut, ob Evanthia Tsantila Zeilen aus Nietzsches Gedicht vom „weißen Meer“ in griechischen Lettern getippt präsentiert, ob Susanne Kriemann kleine Fotos unterschiedlichster Ausgrabungsstätten collagiert hat. Die Künstler arbeiteten „in situ“ in Thessaloniki, sie ließen sich von Griechenlands zweitgrößter Stadt inspirieren. Nach Thessaloniki als zweiter Ausstellungsstation ist die Schau nun in Berlin zu sehen.

Zusammen sorgen die Beiträge für einen Eindruck melancholisch flüchtiger Schönheit. Als Ensemble wirken sie fast kitschig, vor allem wenn sie als Sinnbilder für Europa gedacht sind. Doch zum Glück bricht das Künstlerpaar Nina Fischer und Maroan el Sani gewohnt professionell das Eis. Das Berliner Duo hat Passanten gebeten, ein rohes Hühnerei zum Stehen zu bringen, und in bestechender Bildqualität gefilmt, wie sich die Versuchspersonen abmühen, lachen müssen und schließlich stolz in die Kamera blicken. Dabei scheint die Lösung ganz einfach zu sein, jedenfalls wenn man der Yoga-Expertin zuschaut, die ihre Übungen am Strand für das Experiment unterbricht. Man muss das Ei nur loslassen können. Und vielleicht ist ja auch das als Allegorie auf Europa und die Krise gemeint.

Galerie im Körnerpark, Schierker Str. 8, bis 11. Januar 2015, Di–So 10–20 Uhr.

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