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Ausstellung: "Viva España" in Karlsruhe

In seiner neuen Ausstellung "¡Viva España! Von der Alhambra bis zum Ballermann" will das Badische Landesmuseum in Karlruhe das Lieblingsland der deutschen Urlauber mit einem Augenzwinkern ins Visier nehmen.

Karlsruhe - Das deutsche Bild von Spanien wird meist von Klischees bestimmt. Kastagnetten und Flamenco, Pauschalreisen und Sangria, Bolero und Toreros. "Die Ausstellung erzählt die Geschichte des Reisens nach Spanien", erklärt Museumsdirektor Harald Siebenmorgen. Neben einem kulturhistorischen Abriss von den frühen Pilgerreisen nach Santiago de Compostela bis zum jüngsten Massentourismus spielen bis zum 28. Oktober auch Stereotypen eine große Rolle in der unterhaltsamen Schau.

Muscheln, Wanderstab und Pilgerpass erinnern an den legendären Jakobsweg im Norden der iberischen Halbinsel, für den zuletzt der Komiker Hape Kerkeling ("Ich bin dann mal weg") Hunderttausende von Deutschen zu begeistern vermochte. Mit einer eigenen Herberge bietet dort auch der Stuttgarter Historiker Manfred Hartmann den Pilgern eine Herberge. "Und wer die erste Strophe aus dem Gedicht oder Lied eines schwäbischen Dichters aufsagen kann, darf die erste Nacht umsonst übernachten", erzählt Kuratorin Anne-Katrin Becker.

Die Spaniensehnsucht der Deutschen

"Spanien wurde als Reiseland erst spät entdeckt", meint Becker. Eine regelrechte Spaniensehnsucht ist zur Zeit der Romantik zu beobachten. Im 18. und 19. Jahrhundert suchten deutsche Künstler den Orient auf der fernen iberischen Halbinsel und in der maurischen Architektur des Alhambra-Palastes von Granada. Auf der Opernbühne entfachen außerdem schon seit langer Zeit die feurige Carmen und Frauenheld Don Juan Begeisterungsstürme.

In LTU-Flugzeugsitzen, einem nachgestellten Reisebüro und einer Wohnzimmergarnitur aus den 1960er Jahren können Karlsruher Museumsbesucher die Urlaubsstimmung und -lust der Deutschen nachempfinden. Und von Reisemüdigkeit keine Spur: Im vergangenen Jahr reisten nach Angaben des Fremdenverkehrsamtes 10,1 Millionen Deutsche in das "Land hinter den Pyrenäen", rund 2,3 Prozent mehr als im Jahr 2005.

Geschichte der deutsch-spanischen Beziehungen

Geballte Ironie blitzt in der Ausstellung vor allem bei den Souvenirs auf: Kitschige Flaschenöffner und Ansichtskarten, Souvenirpuppen, aber auch Schlafsocken aus dem Flugzeug.

Fotoalben und Erinnerungsstücke, Bilder der Frontfotografin Gerda Taro (1910-1937) und eine bleiche spanische Flagge zeigen dagegen den ernsten Teil der deutsch-spanischen Beziehungen: die Geschichte der Gastarbeiter in ihrer deutschen Wahlheimat, die Wehrmacht im spanischen Bürgerkrieg, das Leben unter der Knute der Diktatur und der Kampf um die Freiheit, die streng unterwürfige Kirche und der Alltag der Deutschen im spanischen Exil. (Von Martin Oversohl, dpa)

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