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Wilhelm I. besucht am 3. Juli 1866 nach den Kämpfen das Schlachtfeld von Königgrätz.

© Deutsches Historisches Museum

Ausstellung zur Schlacht von Königgrätz: Blutiger Triumph

Als Preußen Österreich besiegte: Das Deutsche Historische Museum erinnert an die Schlacht von Königgrätz vor 150 Jahren.

Mit dem Sieg beginnt das Vergessen. „Einen vollständigen Sieg über die österreichischen Truppen nahe an Königgrätz, zwischen der Elbe und der Bistritz, haben wir heute in einer 8-stündigen Schlacht erfochten“, verkündet König Wilhelm I. von Preußen in einer Depesche. „Ich preise Gott für seine Gnade, wir sind alle wohl!“ Der letzte Satz klingt zynisch, denn längst nicht alle Soldaten des Monarchen waren „wohl“. Bei der Schlacht von Königgrätz, in der vor 150 Jahren, am 3. Juli 1866, preußische auf österreichische und sächsische Truppen trafen, wurden rund 30 000 Männer getötet oder verwundet. Mit Österreichs Niederlage war der Weg für Preußens Vorherrschaft in einem neuen Deutschen Reich frei. Vier Jahre später wurde Wilhelm zum Kaiser ausgerufen.

In der Kabinettausstellung, mit der das Deutsche Historische Museum (DHM) an die Schlacht erinnert, ist der Fußboden rot gestrichen, so als würden die Besucher durch Blut waten. Die Präsentation, die von den DHM-Volontären Christopher Jütte, Marcel Kellner und Charlotte Röttger kuratiert wurde, wurde in die Dauerausstellung des Hauses integriert. Vorne trauert eine Marmor-Germania mit gesenktem Lorbeerzweig aus Bad Kissingen, wo die preußische Armee eine Woche nach Königgrätz, am 10. Juli 1866, die bayrischen Truppen schlagen sollte. Die Begeisterung über Wilhelms militärischen Triumph hielt sich in Süddeutschland in Grenzen.

Von den Schrecken der Schlacht berichten nur die Soldaten selbst

An der Rückwand des Saales hängt Georg Bleibtreus Gemälde „Die Schlacht von Königgrätz“, ein patriotischer Historienschinken, gemalt im Auftrag der Hohenzollern. Mittelpunkt des Bildes ist Wilhelm I., der zu Pferd das Schlachtfeld inspiziert, auf dem die Kämpfe gerade beendet sein müssen. Zu seinen Füßen liegen die Leichen einiger österreichischer Soldaten, die eigenen Truppen jubeln dem siegreichen König zu. Ein Stück weiter stehen die Büsten anderer preußischer Helden, von Wilhelms Kanzler Otto von Bismarck und seinem Generalstabschef Helmuth von Moltke, der mit seiner Devise „getrennt marschieren, vereint schlagen“ den Kampf entschied.

Von der Schlacht sind vor allem Siegestrophäen erhalten, Orden wie das „Pour le Mérite“ oder die Lorbeerkränze, die Wilhelm von der Berliner Fischerinnung und „den alten Kriegern“ geschenkt wurden. An die Schrecken dieses Tages erinnern allein die Erinnerungen einiger Männer, die dabei waren. So schreibt ein preußischer Leutnant, der sich mit seinen Leuten im Dorf Problus verschanzt hatte, in seinem Tagebuch: „Die brennenden Häuser verbreiteten einen unerträglichen Rauch; überall lagen Todte und Verwundete in Menge, viele grässlich entstellt und verstümmelt; nur allmälig konnten unsere Aerzte ihnen die notdürftigste Hilfe angedeihen lassen.“

Ohne Königgrätz wäre die deutsche Geschichte anders verlaufen

Den Sieg von Königgrätz hatten die Preußen nicht nur dem späten Eingreifen ihrer zweiten Armee zu verdanken. Entscheidend war auch die bessere Ausrüstung ihrer Soldaten. In einer Vitrine sind ein Preußisches Zündnadelinfanteriegewehr M 1862 und ein österreichisches Infanteriegewehr IG M 1862 zu sehen. Die preußische Waffe war ein Hinterlader, der Schüsse in schneller Folge abgeben konnte. Die österreichische Waffe, ein altmodischer Vorderlader, war nur in einer Entfernung von über 200 Metern effektiv. Außerdem konnte der Schütze eines Hinterladers sein Gewehr auch im Liegen nachladen, geschützt vor dem feindlichen Feuer, während der Schütze eines Vorderladers dafür stehen oder knien musste.

231000 Soldaten kämpften an diesem Tag für Preußen, 208000 für Österreich. Ohne die Schlacht von Königgrätz, keine Frage, wäre die deutsche Geschichte anders verlaufen. Ein Deutsches Reich unter österreichischer Führung wäre wohl ein lockerer, föderal organisierter Staatenbund geworden. Aus dem kleindeutschen Reich, regiert vom preußischen Herrscherhaus, wurde eine energische, wirtschaftlich und militärisch ambitionierte Macht, die sich ihren „Platz an der Sonne“ erkämpfen wollte.

Noch im Dänischen Krieg von 1864 waren Preußen und Österreich verbündet gewesen. Doch als es um die Aufteilung der Beute, die Herzogtümer Schleswig und Holstein, ging, kam es zum Zerwürfnis. Honoré Daumier hat in einer Karikatur für die Satirezeitschrift „Le Charivari“ einen dicken deutschen Michel gezeichnet, über dem zwei Damoklesschwerter schweben. „Preußen“ und „Österreich“ steht neben ihnen. Preußen feierte seinen Sieg am 20. September mit einer gewaltigen Militärparade am Brandenburger Tor in Berlin. Heute ist Königgrätz fast vergessen. Die Zeiten, in denen der Ausgang einer Schlacht bejubelt wurde, sind vorbei.

DHM, bis 31. Dezember, tägl. 10–18 Uhr

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