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Blick in die aktuelle Ausstellung

© Galerie Schlachthaus fresh & fine art

Ausstellung bei Schlachthaus fresh & fine art: Himmelwasserblau

Unternehmersammlung aus Duisburg in Berlin: Die Galerie Schlachthaus fresh & fine art stellt Künstlerinnen und Künstler der privaten Sammlung Krohne vor.

Der großartige Sommer klingt nach in den abstrakten Bildern von Eva Sjödahl Essén. Die schwedische Malerin übersetzt die Unendlichkeit des Himmels, die Weite des Meeres, das Flirren des Dunstes in hauchzarte blaue Rechtecke, die sich nur um Nuancen voneinander unterscheiden. Eva Sjödahl Essén trägt die die Ölfarbe satt mit dem Messer auf. „Wie Butter“, sagt sie. Deshalb wirkt die Oberfläche weich und lebendig. An den Rändern schimmert der rote Untergrund durch und lässt Tiefe und Licht erahnen. Eva Sjödahl Essén ist am Meer aufgewachsen, heute lebt sie abwechselnd auf der schwedischen Insel Djurö und in Köln. Unter dem Titel „Immer wieder blau“ stellt die Galerie Schlachthaus. fresh & fine art Künstler vor, die zum Kern der Sammlung Krohne gehören, einer umfangreichen Unternehmenssammlung aus Duisburg. Die prosperierende mittelständische Firma mit weltweit fast 3800 Mitarbeitern stellt Prozess-Messtechnik her, also Geräte, die überall dort zum Einsatz kommen, wo der Durchfluss ephemerer Elemente gemessen wird – in Ölraffinerien, bei Getränkeherstellern oder Wasserwerken.

Während sein Zwillingsbruder Michael das Unternehmen leitet, hat Kristian Dubbick seit ungefähr zehn Jahren die Verantwortung für die Kunstsammlung von seinem Vater übernommen. Er verfügt über einen jährlichen Ankaufsetat, dessen Höhe er aber nicht nennen will. „Das ist schlecht für die Kunst“, sagt er. Wie sein Vater und sein Großvater ist auch Dubbick Maler. Er wuchs mit den Künstlern auf, die meist Freunde der Familie waren. Deshalb setzt er auf Kontinuität. Neben Künstlerinnen und Künstlern aus dem Rheinland gehört ein umfangreiches Konvolut japanischer Holzschnitte zur Sammlung. Neunzig Prozente der Werke hängen in den Büros und Produktionsstätten der Firma Krohne. Jetzt gibt eine dreiteilige Schau in Duisburg und Berlin den Künstlern der Sammlung Gelegenheit, sich der Öffentlichkeit zu präsentieren. Die Berliner Verkaufsausstellung bei Schlachthaus fresh & fine art wird gesponsert von der Firma Krohne. Eine ungewöhnliche Form des Mäzenatentums.
Seit April dieses Jahres residieren Constanze Kleiner und Stephan von Wiese mit ihrer Galerie Schlachthaus fresh & fine art in der Ladenzeile an der Budapester Straße. Stephan von Wiese leitete lange Jahre die moderne Abteilung des Kunstmuseums am Ehrenhof in Düsseldorf. Constanze Kleiner engagierte sich in Berlin gemeinsam mit Coco Kühn für die Temporäre Kunsthalle am damals noch leer stehenden Schlossplatz und brachte die Kunsthalle Trafo in Stettin auf den Weg.

Ein Schwerpunkt liegt auf Künstlern des Rheinlandes

„Für immer blau“ – der Titel ist eine Widmung, denn zur Signatur der Firma gehört das Krohneblau. Im Unternehmen gilt es bis heute als Sinnbild für Loyalität. „Für immer blau“ ist für Kristian Dubbick Bekenntnis zur Freundschaft. Die sensibel gehängte Ausstellung führt vor Augen, wie sich die Grenzen eines kleinen Raums überwinden lassen. Alles strebt in die Höhe und in die Weite.
Als Berliner Gast unter den Rheinländern hat Alex Kassian eine Klanginstallation aufgebaut, die das Atemgeräusch der Besucher in rollende Wellen transponiert und die harte Akustik der Betondecke in dem ehemaligen Berliner Ladenlokal aufweicht. An Musiknotationen erinnern die Blätter des Niederländers Peter Royen (19.000 Euro). Der 2013 verstorbene Künstler war ein spiritus rector der Düsseldorfer Kunstszene. Eher sakrale Gedankenräume eröffnet der tschechische Bildhauer Jindrich Zeithamml mit einer vergoldeten ovalen Scheibe (24.000 Euro). Zeithamml studierte in Düsseldorf bei Norbert Kricke, später unterrichtete er an der Akademie der Künste in Prag. Eine seiner Schülerinnen ist Monika Immrová, von der zwei Holzschnitte zu sehen sind. Da versuchen zwei schwarze Schalen, das Himmelblau aufzufangen. „Der offene Raum“, sagt die Künstlerin, „bedeutet Freiheit“. Eigentlich ist Monika Immrová Bildhauerin und erschafft fast unscheinbare Körper aus Beton, die ebenso gewöhnlich wie unergründlich wirken. Da macht die lichte, familiäre Ausstellung neugierig auf mehr.

Schlachthaus fresh & fine art, Budapester Str. 10; bis 28.10. Mi– Fr 15–18 Uhr

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