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Hecke

© Roswitha Hecke

Ausstellung: Stiller Blick

"Secret Views": Der Berliner Gropius-Bau zeigt Fotos von Roswitha Hecke.

Henri Cartier-Bresson nannte ihn den „Moment décisif“, den entscheidenden Augenblick, der ein gutes Foto von einem Schnappschuss unterscheidet. Roswitha Hecke versteht es, diesen Moment abzupassen. Die 1944 in Hamburg geborene Fotografin lebt mit den Menschen, die sie ablichtet. Der Ausstellungstitel führt in die Irre: „Secret Views“ klingt nach Schlüssellochfotografie. Keine Spur davon in den Arbeiten, die großes Einfühlungsvermögen belegen.

Nach der Fotolehre, mit 21, lernt sie Peter Zadek kennen. Ihre Beziehung hält sieben Jahre, in denen Roswitha Hecke Zadeks Inszenierungen und Dreharbeiten von Werner Schroeter, Rainer Werner Fassbinder und Eric Rohmer dokumentiert. Die Pariser Rue André Antoine entdeckt sie gleichsam mit dem Finger auf dem Stadtplan und lebt dort mit Transvestiten zusammen, die sich prostituieren – stille Milieustudien entstehen. 1980 reist Hecke mit ihrem damaligen Lebenspartner Wolf Wondratschek nach New York, wo sie Boxer fotografiert und einem Detective in der South Bronx eine Serie widmet. Dieser Zyklus „Roy Finer“ zeigt Polizeialltag zwischen Häuserschluchten, klammert Gewalt aus – und wirkt beklemmender als jede Krimiserie. Unaufdringlichen Glamour verströmen Fotos von Ingrid Caven oder der Bennent-Familie, die Hecke seit 1967 mit der Kamera begleitet. Auf einem Bild von 1985 schmiegt sich der nackte Ben Becker an seine Freundin. „Ich stelle keine Fotos“, sagt Hecke, „weil sonst der spannende Augenblick, das Suchen nach dem Unbekannten entfällt.“

Gropius-Bau, Niederkirchnerstraße 7, bis 6.1., Mi–Mo 10–20 Uhr

Jens Hinrichsen

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