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Islamische Kunst: Sammlung de Unger: Erst mal für immer

1500 Objekte islamischer Kunst: Die Sammlung de Unger kommt nach Berlin. Die Leihgabe gilt für 15 Jahre, eine Verlängerung ist geplant.

Geteiltes Glück ist doppeltes Glück: Unter dem Titel „Sammlerglück“ präsentierte das Museum für Islamische Kunst vor anderthalb Jahren 112 Stücke aus den Beständen des Engländers Edmund de Unger. Die prächtige Schau mit Keramiken, Kalligrafien, Bergkristallobjekten, Brokaten und Teppichen aus fast allen Perioden und Kunstlandschaften der islamischen Kernländer hat jetzt ein Nachspiel der besonderen Art. Mit einer feierlichen Vertragsunterzeichnung haben Hermann Parzinger, Präsident der Preußenstiftung, und der Anwalt des hochbetagten Londoner Sammlers die Dauerleihgabe von rund 1500 Objekten der „Keir Collection“ besiegelt – drei Viertel des Gesamtbestandes.

Benannt ist die Sammlung, die weltweit zu den wichtigsten zählt, nach dem früheren Haus de Ungers in Wimbledon, dem ersten Aufbewahrungsort seiner Schätze. „Wir werden sie gewiss nicht Mschatta-Sammlung nennen“, scherzte Stefan Weber, der neue Direktor des Museums in Anspielung auf die Mschatta- Fassade, die als Kulisse für die Vertragsunterzeichnung mit Richard de Unger diente, dem Sohn des Sammlers.

Why Berlin? Londoner Museen seien für seinen Vater nicht infrage gekommen, erklärt der Junior, weil etwa das Britische Museum bereits reich mit islamischen Werken ausgestattet sei. Die Keir Collection würde in der britischen Hauptstadt untergehen. In Berlin aber glänzt sie. Dafür sorgt künftig Richard de Unger selbst, der als Ehrenkurator über die Geschicke der Sammlung im Haus mitbestimmen soll. „Der Islam hatte in letzter Zeit eine schlechte Presse“, sagt der Sammlersohn, der „kulturelle Brücken“ bauen will.

Fünf Jahre haben die komplizierten Verhandlungen gedauert. Festgeschrieben ist eine Leihfrist von 15 Jahren. Was von Richard de Ungers mündlichem Bekenntnis zu halten ist, die Sammlung mindestens 35 Jahre an die Abteilung des Pergamonmuseums zu binden, wird sich im Verlauf der Zusammenarbeit zeigen.

Hört man, dass Edmund de Unger als Immobilieninvestor zu Geld kam, zuckt man schon zusammen. Wer sich in die Biografie des 1918 in Ungarn geborenen Kenners vertieft, kann sich allerdings kaum vorstellen, dass das Museum als „Durchlauferhitzer“ für einen Weiterverkauf der in 50 Jahren gewachsenen Sammlung dienen soll – wie es sogenannte „Investmentsammler“ in der Vergangenheit praktiziert haben. Die Ungersche Familientradition spricht dagegen: Bereits die Großmutter sammelte Teppiche – wie Wilhelm von Bode, den de Ungers Vater noch 1927 persönlich traf. Ein Besuch bei dem Sammler, so hat der frühere Generaldirektor Peter-Klaus Schuster einmal gesagt, fühle sich an, „als wäre man bei Bode. Man geht von Zimmer zu Zimmer und ist erstaunt, was Sammlerglück heute noch zustande bringt“.

„Wie ein Dominostein“, so Schusters Nachfolger Michael Eissenhauer, fügten sich de Ungers Exponate in die Sammlung des Museums für Islamische Kunst ein. Dazu skizziert Claus-Peter Haase, ehemaliger Direktor des Hauses, wie de Unger seine Kollektion gleichsam „um die großen Museumssammlungen herum zusammengestellt“ habe.

Einige Beispiele wurden nun vorab gezeigt: kostbare Keramikschalen, reich ornamentierte Bronzeobjekte und eine detailverliebte persische Miniaturhandschrift, die noch manches unerforschte Geheimnis birgt. Die Entschlüsselung möglichst vieler Keir-Objekte ist für die kommenden Jahre geplant. Ab Dezember sind 150 Exponate der Sammlung in den Räumen hinter der Mschatta-Fassade zu sehen, darunter auch jene wundersamen Bergkristallobjekte aus Ägypten, die schon 2007 im Museum für Islamische Kunst für Furore gesorgt haben.

Jens Hinrichsen

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