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Dix

© dpa

Otto Dix-Schau: Schonungslos und realitätsnah

Er bezeichnete sich selbst als Erfinder der Neuen Sachlichkeit. Erstmals werden nun seine Porträtbilder einer breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht.

Eine stilisierte Jackie Onassis von Andy Warhol blickt dem Betrachter im Stuttgarter Kunstmuseum souverän lächelnd entgegen. Der grimmige, beinahe eiskalte Blick des Schauspielers Heinrich George, den Otto Dix in Szene gesetzt hat, steht dazu in besonders starkem Kontrast.

Beide Werke sind Beispiele für die große Bandbreite der rund 150 Objekte umfassenden neuen Ausstellung des Museums unter dem Titel "Getroffen. Otto Dix und die Kunst des Porträts". Nach Angaben des Museums stellt die von Samstag an für das breite Publikum geöffnete Schau "erstmals überhaupt" die Porträtkunst von Dix in den Mittelpunkt und den Werken anderer Künstler gegenüber.

"Erst die Begegnung mit den Arbeiten anderer Künstler macht die zeitenübergreifende Bedeutung des Porträtisten Otto Dix sichtbar", erklärt der Ausstellungskurator Daniel Spanke. Dix (1891-1969) bezeichnete sich als "Erfinder der Neuen Sachlichkeit", eines vom schonungslosen und kritischen Blick auf die Realität geprägten Malstils.

"Die Ausstellung will aber auch danach fragen, wie sich das Sujet Porträt entwickelt hat und wo in Zeiten digitaler Fotografie seine Grenzen liegen", sagt Spanke. Auch deshalb sei die bis April laufende Ausstellung in Stuttgart chronologisch gegliedert und auf drei Stockwerke des Museumswürfels aufgeteilt. Jeder Besucher kann anhand von Sammelkarten, die er beim Ticketkauf erhält, selbst entscheiden, wie ausgiebig er sich mit Künstlern und Werk auseinandersetzt.

Auf der ersten Ebene wird Dix mit der Kunst altdeutscher Maler in Zusammenhang gebracht. So hängt zum Beispiel eine Zeichnung seines frisch geborenen Sohns Ursus neben dem 1526 entstandenen Bild "Nacktes Knäblein" von Lucas Cranach. Im Stock darüber wird vor allem Dix' Verhältnis zu anderen Künstlern seiner Zeit beleuchtet. Auf der dritten Ebene stehen die Bilder des Meisters der "Neuen Sachlichkeit" den Werken zeitgenössischer Künstler gegenüber. Dazu zählen unter anderem Arbeiten von Andy Warhol, Gerhard Richter und Thomas Ruff.

In der Kunstwelt hatte es zuletzt einen skurrilen Wettkampf um Dix gegeben. Während das neue Museum Gunzenhauser in Chemnitz damit wirbt, "die weltweit größte Sammlung" von Dix' Werken zu besitzen, bezeichnen die Stuttgarter Museumsbetreiber ihre Kunstwerke als die "weltweit bedeutendste" Sammlung.

"Dix wollte nach dem Krieg, dass sein Werk hierher kommt, daher sind wir sehr gelassen. Ich freue mich aber auch darauf, die Ausstellung in Chemnitz zu sehen", gibt sich der Stuttgarter Kurator Spanke jedoch versöhnlich. Dix lebte einige Jahre am Bodensee und starb in Singen. Auch die Chemnitzer Ausstellung öffnet diesen Samstag ihre Pforten - einen Tag, bevor Dix 116 Jahre alt geworden wäre.

Christian Fahrenbach[dpa]

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