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Pergamonmuseum: Höhepunkt Humboldt

Klassik gegen Blendwerk: Die Ausstellung "Museen im 21. Jahrhundert" im Pergamonmuseum wartet zum Ende aus Berliner Sicht mit einem Highlight auf.

„Am Ende wird’s großartig“, jubelte Peter-Klaus Schuster: „Dann kommt die Museumsinsel!“ Recht hat der Generaldirektor der Staatlichen Museen: Ganz am Ende der vor wenigen Tagen eröffneten Ausstellung „Museen im 21. Jahrhundert“ im Nordflügel des Pergamonmuseums kommt aus Berliner Sicht das Highlight, nämlich ein Überblick über den Planungsstand bei Museumsinsel und Humboldt-Forum. Ein beeindruckender Animationsfilm lädt zum Rundflug über „die Insel“ so gegen 2020, wenn auch der umstrittene Umbau des Pergamonmuseums nach dem Entwurf des mittlerweile verstorbenen Oswald Mathias Ungers vollendet sein soll. Man darf füglich zweifeln.

Zum Humboldt-Forum gibt es, da der Architekturwettbewerb gerade erst begonnen hat, noch keine Pläne, erstmals aber eine fassliche Darstellung der Nutzungsverteilung in fünf Ebenen von der Agora im Erd- bis zu den Wechselausstellungsräumen im Dachgeschoss, wie sie der neue Präsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, Hermann Parzinger, im Tagesspiegel-Interview vom vergangenen Montag erläutert hat.

So bleibt als fasslichste Neuerung die durch ein vorzügliches Modell anschaulich gemachte Überarbeitung, die David Chipperfield seinem klassisch-strengen Entwurf für das künftige Eingangsgebäude zur Museumsinsel angedeihen lässt. Die schlanken Vierkantpfeiler entlang des Kupfergrabens stehen jetzt wesentlich enger, und die Freitreppe ist nicht mehr überdacht, sondern tatsächlich frei. Dafür gibt es nun den Anschluss an die unterirdische „Archäologische Promenade“, der irritierenderweise zunächst nicht vorgesehen war.

Auf dem Umschlag des Katalogs der vom privaten Art Centre Basel übernommenen Wanderausstellung hat sich die Überarbeitung bereits niedergeschlagen. Aber „updated“, wie der Generaldirektor im Überschwang meinte, ist dessen Inneres mitnichten. Die Ausstellung, die bereits 2006 28 Museumsbauten und -vorhaben aus aller Welt zusammenstellte, hechelt ihrer eigenen Aktualität hinterher. Das von Jean Nouvel entworfene Pariser Museum für außereuropäische Kulturen hat ebenso längst den Betrieb aufgenommen wie das vom niederländischen Büro UN Studio kühn geschwungene Mercedes-Benz-Museum in Stuttgart. Da, und nicht nur da, hätten die Illustrationen des Katalogs ausgetauscht werden müssen. Wie das bis 2011 aussehen wird – so lange soll die Ausstellung durch die Welt touren! –, bleibt ein Rätsel.

Immerhin sind die gezeigten Modelle hinreißend, die Pläne und Simulationsbilder gut lesbar. Ein Streifzug, der wie alle Selbstdarstellungen technisch hochgerüsteter Architekturbüros auf Überraschung und Überwältigung setzt: auf den „Bilbao-Effekt“ eben, den Frank Gehry mit seinem nordspanischen Geniestreich sprichwörtlich gemacht hat.

Ja, Gehry ist unter den ausgewählten Baumeistern, Tadao Ando führt eine ganze Riege der derzeit höchst gefragten Japaner an, das unbekannte Australien wird mit zwei Vertretern vorgestellt. Daniel Libeskind darf ebenso wenig fehlen wie Zaha Hadid. Apropos: „Hadids Entwurf zeigte Wege auf, um der Zwiespältigkeit eines Gebäudes ohne klar umrissene Aufgabe aber mit deutlicher kontextueller Funktion gerecht zu werden“, heißt es dazu im Katalog. Im Klartext: Der Auslober – in diesem Fall das Italienische Kulturministerium – weiß nicht, was er will, aber lässt seine Ratlosigkeit einfach mal in Beton gießen. Prägnanter ist das computergenerierte Blendwerk Zaha Hadids selten auf den Punkt gebracht worden.

Stephan Braunfels ist auch dabei, mit seiner – bereits 1992 und also vor dem titelgebenden „21. Jahrhundert“ geplanten – Münchner Pinakothek der Moderne. Die Berliner Teilnahme fällt aus dem Konzept heraus, das ganz auf den einzelnen Baukünstler, nicht aber auf ganze Ensembles einschließlich der Fragen von Nutzung oder städtebaulicher Einbindung fokussiert ist. Es ist gleichwohl eine sehenswerte Ausstellung. Und sei es nur, um beglückt festzustellen, was Berlin dank seines grandiosen baulichen Erbes in der Stadtmitte und dessen sorgsamer Restaurierung und Weiterentwicklung erspart bleibt.

Pergamonmuseum, Nordflügel, bis 25. Mai. Katalog im Prestel Verlag, 24,80 €.

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