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Auszeichnung: Anselm Kiefer erhält den Friedenspreis

Freude bei Anselm Kiefer - der Maler wird mit dem 250.000 Euro dotierten Friedenspreis des Deutschen Buchhandels geehrt. Die Begründung des Stiftungsrates: Der Beuys-Schüler habe eine Bildsprache entwickelt, "die aus dem Betrachter auch einen Leser macht".

Der deutsche Maler und Bildhauer Anselm Kiefer erhält den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels 2008. Das gab der Börsenverein des Deutschen Buchhandels am Mittwoch in Frankfurt am Main bekannt. Zur Begründung hieß es, mit dem 63-Jährigen ehre man einen weltweit anerkannten Künstler, der seine Zeit "mit der störenden moralischen Botschaft vom Ruinösen und Vergänglichen" konfrontiere. Kiefer habe das Buch selbst, die Form des Buches, zu einem entscheidenden Ausdrucksträger gemacht.

Konfrontation mit der deutschen Geschichte

Durch die Verbindung von Kunst mit politischer Aussage hat Kiefer in der Öffentlichkeit immer wieder Diskussionen ausgelöst. So beschäftigt er sich mit der Frage, ob es nach dem Holocaust und der Vereinnahmung der nationalen kulturellen und künstlerischen Tradition durch das Dritte Reich überhaupt noch deutsche Künstler geben kann. In seinen Bildern setzt er symbolische und mythische Elemente aus der deutschen Geschichte ein.

Kiefer sei zur rechten Zeit erschienen, "um das Diktat der unverbindlichen Ungegenständlichkeit der Nachkriegszeit zu überwinden", heißt es in der Begründung des Stiftungsrats weiter. "Der Künstler agiert als genialer, bewusster Eroberer, der die Mittel einer texturreichen, expressiven Malerei an sich reißt und wie Beutestücke in die eigene Bildwelt transferiert."

Der Beuys-Schüler verwirklicht den Friedensgedanken

Kiefer wurde am 8. März 1945 in Donaueschingen geboren und studierte Malerei bei Joseph Beuys. Er ist Träger zahlreicher Auszeichnungen, unter anderem des Goslarer Kaiserrings und des Internationalen Jury-Preises der Kunst-Biennale Venedig 1997. Vor neun Jahren erhielt Kiefer den japanischen "Praemium Imperiale" als Würdigung für einen zeitgenössischen Künstler, der einen ausgeprägten Sinn für die Auseinandersetzung der Kunst mit der Vergangenheit und der Ethik und Moral der Gegenwart entwickelt hat. Der künftige Friedenspreisträger ist in zweiter Ehe mit der Österreicherin Renate Graf verheiratet und hat drei Kinder. Er lebt und arbeitet im südfranzösischen Barjac und in Paris.

Mit dem Kulturpreis des Deutschen Buchhandels wird seit 1950 eine Persönlichkeit aus dem In- oder Ausland geehrt, die vor allem auf den Gebieten Literatur, Wissenschaft und Kunst zur Verwirklichung des Friedensgedankens beigetragen hat. Im vergangenen Jahr erhielt der jüdische Historiker Saul Friedländer den Friedenspreis. In den Jahren zuvor waren der Soziologe Wolf Lepenies und der türkische Schriftsteller Orhan Pamuk ausgezeichnet worden. In diesem Jahr wird der Preis zum Abschluss der Frankfurter Buchmesse am 19. Oktober in der Paulskirche verliehen und ist mit 25.000 Euro dotiert. (sgo/ddp/dpa)

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