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Kultur: Babel & Co: Bruno Preisendörfer über Invasionen von Potter und Klonen

Der Countdown läuft: Nur noch vier mal schlafen und dann gibt es Harry vier auf Deutsch. Über die Verkaufsinszenierungen an diesem Tag muss hier nichts gesagt werden.

Der Countdown läuft: Nur noch vier mal schlafen und dann gibt es Harry vier auf Deutsch. Über die Verkaufsinszenierungen an diesem Tag muss hier nichts gesagt werden. Aber dafür will ich ein paar Zahlen erzählen, die beim elektronischen Buchversand Amazon abzufragen sind. Auf Platz 1 des internen Verkaufsrankings steht Harry Potter und der Feuerkelch. Der neue Potter, er ist bekanntlich der vierte, ist also häufiger vorbestellt, als jedes andere Buch verkauft wurde. Auf Platz 2 des Rankings steht Harry Potter Band 1, auf Platz 3 steht Band 2 und auf Platz 4 Band 3. Zur Verdeutlichung: Der letzte Roman John Irvings, "Witwe für ein Jahr", steht auf Platz 213. Das ist aber auch noch ganz gut. Jedenfalls, wenn ich das mit mir vergleiche. Die im letzten Jahr von mir im Wagenbach Verlag herausgegebene Anthologie "Fluchten vor dem Vaterland" beispielsweise rangiert auf, na ja, auf Platz 661 601!

Der andere Countdown läuft auch. Buchmesse, Sie wissen schon. Im sogenannten "Vorfeld" der Messe kommt es gern zu Ranking-Vermutungen. Was wird das Buch des Herbstes werden? Was werden die Kritiker mögen und was das Publikum? Natürlich wird manches als "Hype" vorbereitet, was dann zum Flop wird. Man wird sehen, wie es dem neuen Buch von Melissa Müller geht, die vor zwei Jahren eine erfolgreiche Biografie über Anne Frank veröffentlicht hat. Das neue Buch wurde vom Verlag als "Geheimsache" ohne Titel, aber mit dem Versprechen angekündigt, dass es auf der Buchmesse "eine Sensation auslösen wird". Merkwürdigerweise arbeitet mit dem gleichen Marketing-Trick auch der Propyläen Verlag. Ein Buch, das im nächsten Frühjahr dort erscheinen soll, wurde für ein Prospektfoto in einen Jutesack gesteckt, an dem ein Zettelchen hängt: "Streng geheim".

Im letzten, noch nicht ins Deutsche übersetzten Roman des vor kurzem gestorbenen amerikanischen Schriftstellers Joseph Heller, berühmt geworden durch das Kriegsepos "Catch 22", kommt unter anderem Tom Sawyer vor, der sich auf den Weg zu Mark Twain macht, weil er auch Romane schreiben will und von seinem literarischen Erzeuger dafür gern ein paar Tipps hätte. In seinem Buch "Haut des Südens" beschreibt Michael Roes seine Mississippi-Reise auf den Spuren von Twain, Melville und Faulkner. Wem er dabei begegnet ist am Donnerstag um 20 Uhr im Medizinhistorischen Museum der Charité (Schumannstr.20/21) zu erfahren.

Kurztext würde irgendwie klingen wie zu kurz gekommen, Shortcuts macht sich viel "cooler". 276 "Shortcuts" ergeben "Eine Invasion von Frauen". Carmen von Samson, Jahrgang 1963 und in Berlin lebend, stellt ihren Erstling heute um 20 Uhr in der Buchhandlung Marga Schoeller vor. Einen "Großen Unterschied" gibt es am Montag um 19 Uhr 30 in der Schaubühne am Lehniner Platz. Alice Schwarzer präsentiert dort ihr neues Buch, das eben diesen Titel hat, und sich "Gegen die Spaltung von Menschen in Männer und Frauen" ausspricht. Ihr Traum ist "der vollständige Mensch, bei dem das biologische Geschlecht eines Tages keine Rolle mehr spielt." Keine Rolle mehr für was? Bringt dann der Storch keine Babys mehr, sondern Klone? Zum Schluss noch ein Hinweis auf einen "blinden Mörder". Er wird am Freitag um 20 Uhr im Haus der Kulturen von Arnulf Conradi vorgestellt. Margaret Atwood liest aus ihrem Roman in Englisch, auf Deutsch wird das von Carmen-Maja Antoni erledigt.

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