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Kultur: Barbie

Von Soledad Álvarez

Die Zweifel verdunkelten nicht ihren Blick.

Sie hat keine indiskreten Adern an den Beinen,

auch keine Linien im Gesicht, die auf

die Häufigkeit einer Geste

oder Verzweiflung hinweisen.

Ihre Vollkommenheit ist schonungslos.

An deine Wahrheit als alternde Frau erinnert dich

die jedesmal deutlichere Kurve des Bauches,

die Trübsal der Brüste,

die pünktliche Furcht jeden Morgen,

dass um die Augen herum

die ersten Falten erscheinen,

die erste weiße Faser

im Haar, das du kürzer trägst,

um den Gang der Jahre abzumildern.

Es ist wie ein Aufprall auf einer Mauer,

die du nicht gesehen hattest,

die aber auf halber Strecke im Weg stand,

für diesen Sturz,

von dem du verändert aufstehen wirst,

weniger glühend,

vielleicht weniger begehrenswert

für jene mühseligen Übungen,

in die du das Leben verlagert hast,

liebend bis zum Nichtsein,

dich durch Todeswüsten tragen lassend.

Was mit der Zeit vergeht,

ist nicht nur der Muskel oder die Haut.

Was du gewonnen hast,

sind nicht nur diese Wunden,

welche die Milde hervorbringen.

Jetzt bist du gerettet, und es ist fünf Uhr.

Deine Tochter feiert den Geburtstag ihrer

Puppe. Die Mädchen kommen an, nach und nach.

Aus dem Spanischen von Juana und Tobias Burghardt

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