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Kultur: Bauchnabel und Harfe

"Unser Erdöl, unsere Diamanten", sagte der Kora-Spieler Toumani Diabaté kürzlich über seine Heimat Mali, "liegen in unserer Musik vergraben." Und mit Oumou Sangaré bietet diese kulturelle Ressource auch noch eine Augenweide.

"Unser Erdöl, unsere Diamanten", sagte der Kora-Spieler Toumani Diabaté kürzlich über seine Heimat Mali, "liegen in unserer Musik vergraben." Und mit Oumou Sangaré bietet diese kulturelle Ressource auch noch eine Augenweide. Die Sängerin selbst erscheint bei ihrem Konzert im Haus der Kulturen der Welt von Kopf bis Fuß in Weiß gekleidet, Perkussionist und Flötenspieler bewegen sich in buntbedruckten Gewändern, der Mann am Kamalengoni, einer kleinen westafrikanischen Harfe, strahlt unter weißem Federschmuck, und die beiden Vokalistinnen, die zugleich das Schüttelwerk aus Kalebassenschalen bedienen, lassen Hüften und Schultern in vollendeter Anmut um den eigenen Bauchnabel kreisen. Nur die Burschen an E-Gitarre und E-Baß stehen in westlichen Kragenhemden auf der Bühne. Oumou Sangaré ist Malis erste Musikerin, die ihre Lieder vorwiegend traditionell arrangieren läßt und damit in ihrer Heimat wie auch in Paris und den europäischen Weltmusik-Charts großen Erfolg feiern konnte. In den Pfefferberg hat sie nicht einmal die sparsamen Bläsersätze des amerikanischen Saxophonisten Pee Wee Ellis mitgebracht. Wozu auch. Sangaré besitzt eine der schönsten Stimmen Afrikas, die durch ihre Vitalität jedem Konzert allein genügen könnte. In ihren Texten beschwört die Sängerin leidenschaftliche Liebe und weibliche Selbstbestimmung, und wendet sich gegen die Bitterkeit weitverbreiteter Polygamie. "Vive la femme!", ruft Sangaré bei ihrem begeisternden Auftritt zwischen rollendem Baß und hochmelodischer Gitarre ins Publikum, dann fährt sie fort mit ihrem erdigen Wassoulou-Groove, der soviel majestätische Gelassenheit ausstrahlt und schließlich Diamanten für die Ohren hervorschimmern läßt.

ROMAN RHODE

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