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Kultur: Bauten wie Musik - Das Werkverzeichnis zu dem Berliner Architekten ist erschienen

An Erich Mendelsohn zu erinnern, gibt es derzeit keinen kalendarischen Anlass. Das Stuttgarter Institut für Auslandsbeziehungen (ifa) hat mit dem Berliner Architekten eine Reihe von Ausstellungen zur deutschen Architektur der klassischen Moderne begonnen.

An Erich Mendelsohn zu erinnern, gibt es derzeit keinen kalendarischen Anlass. Das Stuttgarter Institut für Auslandsbeziehungen (ifa) hat mit dem Berliner Architekten eine Reihe von Ausstellungen zur deutschen Architektur der klassischen Moderne begonnen. Als Katalog seiner unlängst in Tübingen zu Ende gegangenen Ausstellung hat das ifa auf den 1998 von Regina Stephan herausgegebenen Sammelband zurückgegriffen (Besprechung im Tagesspiegel vom 6. 12. 1998), parallel erschien endlich die englischsprachige Ausgabe des unübertroffenen µuvrekatalogs Bruno Zevis, des verstorbenen italienischen Architekturvermittlers. So lässt sich verschmerzen, dass die Mendelsohn-Ausstellung nicht in Berlin gezeigt wurde, wo sein charakteristischer Stil das angemessene Umfeld besaß.

Davon ist heute nur noch Weniges zu sehen; Beispiele wie der Komplex am oberen Kurfürstendamm, in dem die "Schaubühne" residiert - nachdem das gesamte "Universum"-Kino abgerissen und sein Äußeres als bloße Hülle wiedererrichtet worden war -, können kaum mehr als eine Ahnung von Mendelsohns elegantem Entwerfen geben. Die ganze Musikalität seiner Entwürfe erschließt sich in den Zeichnungen - die in der Berliner Kunstbibliothek bewahrt werden - und ganz besonders in dem frühen Meisterwerk des Potsdamer Einsteinturms von 1920. Zevis Werkverzeichnis quillt über vor zeitgenössischen Aufnahmen, während die Zeichnungen optisch etwas abgedrängt werden. Sie brauchen Raum - und vor allem die Farbe, die Mendelsohn ihnen gab. Auf immerhin zwölf Farbtafeln sind Beispiele dieser Zeichenkunst wiedergegeben.

So liegt denn die umfassendste Grundlage zur Beschäftigung mit Mendelsohn vor. So sehr der 1887 geborene und 1953 im amerikanischen Exil verstorbene Architekt bewundert wird - schulbildend hat er nicht gewirkt. Wohl aber deutet sich beim Betrachten der Abbildungen an, wie viele der internationalen Architektenstars dem skulpturalen, ganzheitlichen Entwerfen Mendelsohns verpflichtet sind. Er hat mit wenigen Strichen einen Ideenreichtum aufs Papier geworfen, der bis heute nicht annähernd ausgeschöpft ist.Bruno Zevi: Erich Mendelsohn. The Complete Works. Birkhäuser Verlag, Basel / Boston / Berlin 1999, LXXXVII, 461 Seiten, ill., Ln. 238 DM.

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