zum Hauptinhalt
Lara (Friederike Becht) und Lehrer Beck (Christian Ulmen)

©  Senator Film

"Becks letzter Sommer" mit Christian Ulmen: Ein Lehrer in der Midlife-Krise

Weg mit dem öden Beruf, auf zur Musikproduzentenkarriere: „Becks letzter Sommer“ ist bemüht - aber die Geschichte schlingert nur so dahin. Da hilft auch Christian Ulmens Charme nicht.

Robert Beck (Christian Ulmen) ist Musiklehrer an eben jenem Gymnasium, das er selbst als Schüler besuchte und an dem es schon sein Vater zum Konrektor gebracht hat. Wenn der Enddreißiger den Unterricht vorbereitet, ändert er nur die Jahreszahl auf den Folien für den Overheadprojektor, die er seit seiner Referendariatszeit benutzt. Die Schüler langweilen ihn, und das beruht auf Gegenseitigkeit.

Und dann immerhin das: Sein unscheinbarer litauischer Schüler Rauli (Nahuel Pérez Biscayart) nimmt Becks alte Fender Stratocaster in die Hand und entlockt der E-Gitarre Töne, die den Musiklehrer augenblicklich aus der Lethargie erwachen lassen. Schließlich stand der bärtige, untersetzte Pädagoge einst als Gitarrist und Leadsänger einer Band mit dem wilden Namen Cash Punk auf der Bühne. Nun will die endlich wieder freigelegte Musikerseele den begabten Rauli fördern, für ihn Songs schreiben, ein Konzert organisieren und eine Platte mit ihm produzieren.

So viele Möglichkeiten fernab vom Lehrerberuf

Wo so viel Begeisterung und Tatendrang regieren, ist bald auch eine junge, schöne Frau (Friederike Becht) nicht weit. Regisseur Frieder Wittich („13 Semester“) lässt – nach der Romanvorlage von Benedict Wells – seinen Midlife-kriselnden Helden geradezu in den Möglichkeitsformen eines Lebens fernab des öffentlichen Diensts schwelgen. Weg mit dem öden Lehrerberuf, her mit der Musikproduzentenkarriere! Doch leider will die Plattenfirma den Jungen ohne seinen Förderer unter Vertrag nehmen.

Wie jede gute alte Vinyl-Single hat auch diese Geschichte eine B-Seite, die mit dem gelungenen Hit nicht mithalten kann. Das gilt für Becks Lebensweg, der nun über Branchen-Machtkämpfe, einen psychisch angeschlagenen Kumpel und eine überstürzte Autofahrt nach Istanbul geradewegs ins Chaos führt. Aber gilt dies auch für Wittichs Film, der sich, in der zweiten Hälfte zunehmend zerfranst, in ein Road-Movie flüchtet – ein Genre, das dem deutschen Kino kaum je gelingen will. Obwohl sich die Ereignisse bald überschlagen, verliert „Becks letzter Sommer“, dramaturgisch ohnehin unbeholfen, zum Ausgleich dramatisch an Fahrt. Das Konzept, die Figur einmal kräftig durchzuschütteln, um sie dann wieder neu aufs Lebensgleis zu setzen, wirkt – anders als im Roman – eher einfältig. Auch Christian Ulmens Teddy-Bär Charme, der hier wenig variantenreich zum Einsatz gebracht wird, rettet diese dahinschlingernde Geschichte nicht, die sich gänzlich in vernebelten Drogenträumen und diffusen Katharsis-Vorstellungen verliert.

Bundesplatz, Central (OmenglU), Colosseum, Cinemaxx, FK 66, Union

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false