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Béjart Ballet Lausanne zu Gast in der Deutschen Oper.

© Francette Levieux

Béjart Ballet Lausanne an der Deutschen Oper: Große Gesten, große Emotionen

Denkmal für zwei männliche Diven: "Ballet for Life" gedenkt Freddie Mercury und dem Startänzer Jorge Donne. Das Béjart Ballet Lausanne zeigt das Stück mit hinreißenden Tänzen an der Deutschen Oper.

Von Sandra Luzina

Als „Ballet for Life“ 2003 erstmals in Berlin gezeigt wurde, trat der betagte Maurice Béjart am Ende auf die Bühne und ließ sich feiern. Der Jahrhundertchoreograf starb 2007 in Lausanne. Wenn sein Spätwerk zu Musik von Queen und Mozart jetzt noch einmal in der Deutschen Oper in Berlin zu sehen ist, mutet es wie ein Vermächtnis an. Mit dem Pop-Ballett wollte Béjart zwei männlichen Diven ein Denkmal setzen, seinem Lebensgefährten, dem Startänzer Jorge Donne, der 1992 an den Folgen von Aids starb, und dem Queen-Frontman Freddie Mercury, der ein Jahr zuvor derselben Krankheit erlag. Beide wurden nur 45 Jahre alt.

Doch so, wie das Béjart Ballet Lausanne das Tanzstück nun neu belebt, ist es auch eine Hommage an seinen Schöpfer. Das Pathos, das Spektakel, die Ekstase, die Euphorie: Alles, was Béjarts Tanzphilosophie ausmachte, ist schlagartig wieder da. Auch wenn „Ballet for Life“ nicht zu Béjarts besten Choreografien gehört, manchmal sogar recht eklektisch und posenverliebt daherkommt, fesselt es doch bis heute.

Verführer und Narzissten

Béjart wollte das Ballett als Hymne an das Leben und die Jugend verstanden wissen. Aber der Tod tanzt immer mit. Am Anfang sieht man eine Art Auferstehungsritus. Reglose Körper liegen auf der Bühne, von weißen Leichentüchern bedeckt. Wenn Mercurys Stimme erklingt, richten die Tänzer sich langsam auf. Queen-Klassiker wie „It’s a Kind of Magic“ oder „Radio Gaga“ verscheuchen alle Trauer. Und die Tänzer in den fabelhaften Kostümen von Gianni Versace werfen sich in einen wilden Stilmix aus Ballett und exaltiertem Showtanz. Das erinnert schon mal an einen Videoclip oder an den Catwalk. Der wunderbare Oscar Chacón sieht aus wie ein Wiedergänger von Jorge Donne und strahlt eine fast animalische Sinnlichkeit aus. Sein Solo zu Mozarts „Maurerischer Trauermusik“ ist ungemein berührend. Julien Favreau stolziert in extravaganten Outfits über die Bühne und wirft sich in sexy Posen, doch an den schrillen Glamour von Freddie Mercury reicht er nicht heran. Immer wieder sieht man hinreißende Tänze, vor allem die Männer faszinieren als Verführer und Narzissten.

Ein Video zum Schluss zeigt den einzigartigen Jorge Donne – überlebensgroß. Zu „The Show must go on“ winkt Gil Romain, der Leiter der Compagnie, seine Tänzer einzeln auf die Bühne. Am Ende recken alle die Faust gen Himmel. Große Gesten, große Emotionen. Béjart, der Revolutionär und Bühnenmagier, er bleibt unvergessen.

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