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Szene aus "Angélique"

© Foto 2013 Ajoz Films/Europacorp/France3 Cinéma/Climax Films/Photos Silvia Zeitlinger

Belletristik-Verfilmung: Angélique? Brangelina? Brangélique!

Der angestaubte Schmonzettenstoff um die Serienheldin Angélique von Anne Golon wurde jetzt fürs Kino hübsch gemacht - mit David Kross als Sonnenkönig.

Sie ist die berühmteste Serienheldin der französischen Trivial-Belletristik: Angélique, erfunden von Anne Golon – für dreizehn voluminöse Historienschmöker, erschienen ab Mitte der fünfziger Jahre in einer weltweiten Auflage von 150 Millionen Exemplaren. Vor allem die Deutschen erwärmten sich für das wechselvolle Schicksal der Landadelstochter, das – mit Michèle Mercier in der Hauptrolle – im folgenden Jahrzehnt auch zu fünf Kinofilmen verarbeitet wurde.

Nun nimmt der 68-jährige französische Regisseur Ariel Zeitoun den angestaubten Erfolgsstoff wieder auf und erzählt die Geschichte Angéliques, die gegen ihren Willen an den viel älteren, reichen und durch eine Narbe hübsch-hässlich verzierten Comte de Peyrac (Gérard Lanvin) verheiratet wird, mit deutlich mehr Geschlechterkampfpotenzial. Nora Arnezeder macht als so kampfeslustige wie romantische Heldin eine gute Figur, und die nach und nach auf Respekt gründende Beziehung zwischen ihr und dem adligen Freigeist atmet die Aura eines modernen Power-Couples. Auch die schnell anschwellende Kinderschar setzt Brangelina-Assoziationen frei.

Ist aber die Liebesbeziehung erst einmal gefestigt, verliert sich die Inszenierung bald in gewissen Konventionen, mal entschieden aufgerüscht, mal entschieden kostümfrei. Die romantische sowie familiäre Glücksfindung der in ihrer Identitätsfindung irgendwo zwischen Sissi und Emmanuelle oszillierenden Figur wird durch politische Intrigen torpediert, und der schwerreiche Gatte gerät auf die Abschussliste des Königs. David Kross in der Rolle des jungen Louis XIV. wirkt zunächst irritierend, doch im Abgang überraschend glaubwürdig.

Schmonzette mit ein bisschen Action

Letzteres allerdings lässt sich beileibe nicht von jedem französischen Schauspieler behaupten, der hier sein denn doch recht gegenwärtiges Antlitz unter prachtvoller Lockenperücke in die Kamera hält. Eher misslungen wirken auch die Versuche des Regisseurs, den reichlich angestaubten Schmonzettenstoff mit ein bisschen moderner Action aufzumotzen: Die Fechtszenen ersticken geradezu in digitalen Schnittgewittern, und so bleibt der Spaß am ohnehin überwiegend akrobatisch beeindruckenden Mantel-und-Degen-Genre weitgehend auf der Strecke. Das offene Ende droht Nachfolgewerke an – was man erstaunlich furchtlos finden darf, angesichts dieser matten Premiere.
In Berlin im Cinemaxx und Cinemotion Hohenschönhausen

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