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Kultur: Bergbeben

Radikaler Wechsel beim DuMont Verlag

Der Kölner DuMont Verlag, in dem unter anderem die Bücher von Michel Houellebecq, Claude Simon, Haruki Murakami und Thomas Kling erscheinen, wechselt seine Führungsebene aus. Nach Verleger Gottfried Honnefelder, dessen Vertrag offiziell zum 1. April ausläuft, gehen nun auch die Programmleiter für Literatur, Christian Döring, und Kunst, Maria Platte. Vertriebsleiter Urban van Melis wechselt im Mai zum Carlsen Verlag. Honnefelders Nachfolger Marcel Hartges, zuvor Leiter des Rowohlt Taschenbuchverlags, will auf Programmleiter künftig ganz verzichten. Die Veränderungen haben auch Konsequenzen für den Autorenstamm. Thomas Hettches nächster Roman wird bei Kiepenheuer & Witsch erscheinen, Büchnerpreisträger Arnold Stadler soll im Gespräch mit S. Fischer sein. Marcel Hartges, 44, hält solche Wechsel für normal: „Ich bringe ja auch Helmut Krausser von Rowohlt mit.“ Und: Er wolle sich „nicht vom literarischen Anspruch verabschieden.“ Dagegen spricht, dass die renommierte Lyrikreihe im Kartonschuber eingestellt wird – auch wenn einzelne Titel weiter erscheinen sollen. Immerhin wird das Lektorat von zwei auf drei Stellen aufgestockt, um das Sachbuch auszubauen. Neben deutschsprachige und französische Literatur soll die angloamerikanische treten, jedoch „keine kommerzielle Massenware“.

Hartges soll den DuMont Literatur und Kunst Verlag sanieren. Wegen roter Zahlen entzogen dessen Eigentümer, die Familien Neven DuMont und DuMont-Schütte, Honnefelder im vergangenen Jahr das Vertrauen. Bereits Ende 2004 hatten sie andere Unternehmensbereiche neu geordnet. Der Reiseverlag wurde an Mair verkauft, das einstige Billigimprint „monte“ bringt nun Kalender. Honnefelder, von 1979 bis 1997 Geschäftsführer von Suhrkamp, steht zurzeit dem Börsenverein des deutschen Buchhandels kommissarisch vor. Er hat das Label Berlin University Press gekauft und will nächstes Jahr die ersten kulturwissenschaftlichen Bücher vorlegen. pla

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