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Berlin Art Week: Auf der Jagd nach bezahlbarer Kunst

Mit engagierten Führungen und preiswerten Angeboten erleichtert die Messe Positions den Einstieg ins Sammeln.

In unmittelbarer Nachbarschaft zur Art Berlin hat die Positions ihre Pforten in Hangar 4 des ehemaligen Flughafens Tempelhof geöffnet. Dass die Messe in diesem Jahr überhaupt stattfindet, grenzt an ein Wunder. Denn die Art Berlin hatte den Termin kurzfristig verschoben – mit Konsequenzen für den zweiten Messepartner der Berlin Art Week. „Die Planung stand bereits, wir hatten einen Ausstellungsort gebucht und mussten von vorne beginnen“, beschreibt Heinrich Carstens als einer der Chefs der Positions das Dilemma. „Für ein Unternehmen ohne große Messegesellschaft im Hintergrund ist das eine Herausforderung.“ Der neue Standort musste kurzfristig gebucht werden. „Wir haben nun halb so viel Platz und mussten daher einigen Galerien absagen.“

Dass die Fläche kleiner ist, fällt auf den ersten Blick gar nicht auf. Der Hangar 4, erreichbar über den Columbiadamm, verströmt jenen Charme des Abgerockten, der gut zu Berlin passt. In die Halle sind gewohnt minimalistisch die Kojen für 74 Galerien eingepasst. Rund 300 Künstler aus 32 Ländern sind zu sehen, darunter ganz unbekannte junge Positionen sowie klassische Moderne oder etablierte Nachkriegskunst wie etwa bei Kunkel Fine Art aus München – dessen Stand mit Blättern aus den zwanziger Jahren von Otto Dix, George Grosz, Jeanne Mammen und Dodo im Zeichen der Satire steht –, dem Kunsthandel Draheim aus Eltville oder dem Kölner Kunsthandlung Osper.

Die Qualität ist hoch

Neues entdecken und Altes wiederentdecken: Unter diesem Motto steht das Programm der Positions. Die beiden Direktoren Heinrich Carstens und Kristian Jarmuschek wollen mit engagierten Führungen und Sonderformaten den Zugang zum Kunstmarkt erleichtern und zum Kauf von Kunst ermuntern. Als Einstiegsdroge dient die „Selected Positions“, eine kuratierte Schau mit Werken, die maximal 50 mal 50 Zentimeter messen und zu Preisen bis zu 1900 Eure verkauft werden.

Die Qualität an den Ständen ist wie in den vergangenen Jahren überwiegend hoch. Wie immer dominiert die Malerei in allen Varianten. Bei Thomas Fuchs aus Stuttgart bestechen ein sensibles Selbstporträt von Patrick Angus (60 000 Euro) und ein großformatiges Autobild von Rainer Fetting, bei Von & Von aus Nürnberg die düster verschlüsselten Szenen des Berliner Künstlers Constantin Schroeder (ab 8000 Euro), bei Brennecke Fine Art die surreal-skurrilen Bildwelten von Kim Dreyer und das Spiel mit Kompositionen alter Meister von Lars Teichmann.

Besucher können viel entdecken

Roh und lebendig entfaltet sich die neoexpressionistische und vom Comic inspirierte Farbmalerei des Venezuelaners Starsky Brines (1700–15 000 Euro) bei der Galerie Heike Strelow aus Frankfurt am Main. Ganz im Trend der jüngst entdecken „Leipziger Löwinnen“, den bisher eher vernachlässigten Malerinnen im Umfeld der sogenannten Leipziger Schule, liegen die Gemälde von Claudia Rößger (ab 2100 Euro) bei der Galerie Holthoff-Mokross aus Hamburg. Kubistisch-abstrakt sind die Köpfe von Oliver Gröne, die von der Berliner Galerie Jarmuschek + Partner angeboten werden. Comic trifft auf Konstruktivismus in den Arbeiten des Franzosen Michel Castaignet bei Maksla Xo aus Riga.

Zeichnungen findet man bei der Galerie Inga Kondeyne, die auf diese Gattung spezialisiert ist, und am Stand der Galerie Commeter aus Hamburg, welche die Bleistift-Mediationen über Zeit von Li Trieb zeigt. Unter den Skulpturen gibt es etwa die skurril-humorvolle Auseinandersetzung mit der englischen Jagdtradition von Nicholas Crombach (240–21 000 Euro) bei Art Mûr aus Montreal und Berlin oder die düster dadaistischen Assemblagen des Argentiniers Leonardo de Lafuente (ab 950 Euro) bei Vijion Art aus Südtirol zu entdecken. Klassisch mit Dreh sind die Skulpturen von Egon Digon auch bei Vijion und von dem polnischen Künstlers Gregor Gaida bei Martin Mertens. Plüschige Objekte gibt es bei XC. HuA. Auffällig ist auch die Installation mit Holzobjekten vor blauer Wand bei der Meno Parkas Gallery aus Kaunas von Žilvinas Landzbergas (400–16 000 Euro), der 2017 Litauen auf der Biennale in Venedig vertrat.

Die Besucher können viel entdecken. Aber sie werden sich ärgern, dass sie so viel zu laufen haben. Denn die beiden Messen finden zwar am selben Ort statt, sind allerdings nur über separate Eingänge zu erreichen – ein Nachteil, der hätte behoben werden können, wenn nur alle gewollt hätten. Um die Besucher zu entlasten, hat die Positions als der deutlich finanzschwächere Partner nun einen Shuttledienst zwischen den beiden Messen eingerichtet. Für die Zukunft, so Kristian Jarmuschek, wünscht sich die Positions mehr Synergie: „Wir hoffen, dass sich im nächsten Jahr bei allen die Einsicht durchsetzt, dass ein gemeinsamer starker Auftritt für Berlin als Kunstmarktstandort ein Gewinn ist und beide Messen davon nur profitieren können.“

Positions Berlin Art Fair, Hangar 4, Flughafen Tempelhof bis 30. 9., Sa 13–20 Uhr, So 11–18 Uhr

Angela Hohmann

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