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Geteiltes Kulturforum: Die Gemäldegalerie ist offen, das Kunstgewerbemuseum zu.

© Kitty Kleist-Heinrich

Berlin und seine Museen: So schnell öffnen die Preußen nicht

Weiterhin sind viele Häuser der Staatlichen Museen geschlossen. Dabei wirbt VisitBerlin gerade überregional mit der Attraktivität der Museumslandschaft.

Seit Anfang Mai dürfen Ausstellungshäuser in Berlin wieder öffnen, jetzt haben wir Mitte August, und immer noch sind fast die Hälfte der Staatlichen Museen geschlossen. Das Kunstgewerbe-, das Pergamon- und das Bode-Museum sind zu, das Schloss Köpenick, in Charlottenburg die Sammlung Berggruen und das Scharf-Gerstenberg-Museum, außerdem die nagelneue James-Simon-Galerie. Das Museum europäischer Kulturen in Dahlem öffnet nur an den Wochenenden fürs Publikum, das Museum für Fotografie am Bahnhof Zoo empfängt Besucher lediglich von Donnerstag bis Sonntag. Sowieso längerfristig wegen Sanierungsmaßnahmen geschlossen sind die Neue Nationalgalerie und die Friedrichwerdersche Kirche; das Ethnologische Museum sowie das Museum für Asiatische Kunst bereiten ihren Auftritt im Humboldt Forum vor.

Auf Nachfrage erklärte die Pressestelle der Staatlichen Museen im Juni, es gebe noch akute Probleme mit den „Lieferketten“, beispielsweise für Plexiglasscheiben. Und die seien für die Sicherheit der Mitarbeiter nun einmal unverzichtbar. Jetzt, bei einer erneuten Recherche, heißt es aus dem Referat, man habe sich auf jene Häuser konzentrieren wollen, „die ein hohes Besucherinteresse erwarten lassen“. Mit anderen Worten: Es gibt ein Zweiklassensystem in der Stiftung Preußischer Kulturbesitz. Wo Besucher-Cash zu erwarten ist, wird zuerst aufgesperrt.

Was Cash bringt, wird aufgesperrt

Anders als bei staatlichen Theatern, wo die Ensembles nicht wissen, was sie tun sollen, wenn sie nicht für ihre Fans spielen dürfen, können sich die fest angestellten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Museen sehr gut auch ohne Öffentlichkeit beschäftigen – mit ihren Forschungen nämlich, mit Katalogisieren, Sortieren, Restaurieren. Das Einlasspersonal wiederum, die Aufseher und Kassiererinnen, werden von einer externen Servicefirma angemietet und müssen also nur dann bezahlt werden, wenn die Museen sie anfordern. Da braucht man keinen betriebswirtschaftlichen Sachverstand, um eine Kosten-Nutzen-Analyse zu erstellen. Wenn nur ein paar Hanseln durch die Säle schlappen, rechnet es sich einfach nicht.

Der Weg ist das Ziel - notgedrungen

Peinlich nur, dass die hauptstädtische Tourismus-Agentur VisitBerlin gerade eine überregionale Kampagne gestartet hat, mit ganzseitigen Anzeigen beispielsweise im Magazin der „Süddeutschen Zeitung“. Dort werden potenzielle Städtereisende mit dem Satz geködert: „Bei uns ist sogar der Weg zum Museum eine Sehenswürdigkeit“.

Das wirkt nicht wirklich überzeugend, wenn in vielen Fällen, siehe oben, derzeit allein der Weg die Sehenswürdigkeit bleiben muss. Im September, verspricht die Pressestelle der Staatlichen Museen, sollen zwei weitere Häuser wieder ihre Türen öffnen. Die Image-Kampagne der City-Werber trägt übrigens den Titel „Berlin. Auch das“. „Noch“, möchte man ergänzen.

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