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Berlinale-Auftakt: Den Dude feiern

Jeff Bridges, die Coens und die Pressemeute, das waren die entscheidenden Akteure des ersten Berlinale-Abends. Bridges glänzte mit Lockerheit, die Coens gaben sich gewohnt verschwiegen.

Jeff Bridges ist bester Laune. Der Dude jodelt und kräht ins Blitzlichtgewitter, offener Hemdkragen, hängende Schultern, legeres Jackett. Heute ist ihm nicht nach Lebowski zumute, auch nicht nach der Fortsetzung seiner Rolle als miesepetriger Marshal in „True Grit“. Fast spielt er seinen eigenen Widerpart, hier im Hyatt-Hotel, mehr Sir als coole Sau, mehr Charisma als Phlegma, ein Gentleman, väterlich besorgt um seine 14jährige Filmpartnerin Hailee Steinfeld. Joel Coen hat den Fotocall mit seinem iPhone noch schnell als 360-GradPanorama festgehalten und verweist bei der Frage nach 1998, als sie mit „The Big Lebowski“ auf dem Festival waren, gleich auf Jeff Bridges. Anders als damals ist er heute dabei.

Bridges sitzt kerzengerade, Hände auf dem Tisch. Ein Musterknabe mit Bart und Schalk im Nacken, Lachfalten rund um die kleinen Augen. Er neigt den Kopf, blickt hoch, zaubert Falten auf seine hohe Stirn. Ich bin Kult? Der 61-Jährige nimmt es halb amüsiert, halb gutmütig zur Kenntnis. Der Erfolg von „True Grit“ in den USA? „Es wurde Zeit, dass die Coens in Amerika angesagt sind. Endlich merken alle, wie gut die Jungs sind.“ Bridges klopft mit Nachdruck auf Holz und entschuldigt sich für sein Nuscheln im Film. Einerseits wollte er Rooster Cogburn und dessen Maulfaulheit treu bleiben, andererseits sollen die Leute ihn verstehen. Schön, dass es auf der Berlinale Untertitel gibt.

Gleich mehrere Journalistinnen wollen von Hailee Steinfeld wissen, ob es okay war mit so vielen Kerlen am Set. Josh Brolin springt dem Mädchen fröhlich zur Seite: Hey, hätten Sie unsere Gesellschaft etwa abgelehnt oder was? Die Runde wird immer alberner, Steinfeld beteuert, die Herren hätten sich anständig benommen, und Bridges erinnert daran, dass jedes F-Wort sie 5 Dollar gekostet hätte.

Und die Coens? Geizen mal wieder mit Auskünften. Warum ausgerechnet jetzt die Wiederverfilmung des Romans von Charles Portis? Amerika in der Krise? Revival des Western? Alles nicht ihr Ding. Also wird über John Wayne geredet, den Marshal aus dem 1969er-Film. Der sei mehr Mount Rushmore als Schauspieler, meint Ethan Coen. Vom alten Film erinnere man bloß noch den Duke und nicht mehr den Film, verrennt sich Josh Brolin, das sei bei ihrer „True Grit“-Version anders. Der Dude hebt nur cool die rechte Braue. Es ist die, die im Film hinter der Augenklappe versteckt bleibt.

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