zum Hauptinhalt
Schauspielerin und Jury-Mitglied Greta Gerwig auf dem Roten Teppich

© dpa

Berlinale-Eröffnung: L.A. an der Spree

Mit "The Grand Budapest Hotel" eröffnete am Donnerstagabend die Berlinale - und der Rote Teppich am Potsdamer Platz war gut gefüllt. Nur ein Berliner Dauer-Partygast hat "überraschend" gefehlt.

Hat es das je gegeben? Der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit nicht bei einer Berlinale-Eröffnung, sondern beim Après-Ski in Tirol? Und dies nicht mal wegen der aktuellen Turbulenzen um ihn und seinen steuersparenden Ex-Kulturstaatssekretär. „Seit Wochen bekannt“, versicherte Berlinale-Sprecherin Frauke Greiner am Donnerstag im Vorfeld der abendlichen Gala auf die Frage nach der überraschenden Berlinale-Abstinenz des Regierenden. Aber warum taucht Wowereit dann auf den Einladungskarten als einer der Gastgeber auf? Weil eben auch der Senat mit seinem Regierenden zu dem Eröffnungsabend einlade. Was nicht automatisch bedeute, dass er auch anwesend sei.

Nun, dann eben Party ohne den ehemaligen Regierenden Partymeister, nach dem ausländische Gäste vor Premieren früher gern hoffnungsvoll gefragt hatten, ob er auch gewiss komme. Tat er ja meistens. Aber die Eröffnung am Donnerstagabend im Berlinale-Palast war dann eben auch eine Gala, zu der auch sonst kein Repräsentant des Landes die vielen Ehrengäste offiziell begrüßt hätte, allen voran das "Grand Budapest Hotel"-Team um Wes Anderson, mit Ralph Fiennes, Bill Murray, Jeff Goldblum, Willem Dafoe, Edward Norton, Tilda Swinton, Tony Revolori und Saoirse Ronan. Michael Müller, immerhin Senator und Bürgermeister, war zwar da – „weil der andere nicht da ist“, wie Moderatorin Anke Engelke mit feiner Spöttelei bemerkte –, sagte aber nichts. Ist ja vielleicht auch nicht seine Aufgabe, den Lückenbüßer zu spielen.

Angenehm frisch: Moderatorin Anke Engelke kommt von der Berlinale-Bühne - und geht auf Promi-Jagd

Es gab noch manche andere Neuerung an diesem Abend: Der Aufmarsch der Zelebritäten natürlich wie gehabt, Rosa von Praunheim diesmal mit beeindruckendem Rosenkleid und kegelförmiger Kopfbedeckung, Iris Berben mit Pelzkappe, Grönemeyer und Tykwer, Król, Steinmeier und de Maizière, Herzsprung, Makatsch, Gedeck, Hoss, Riemann und und und ...

Aber das Anke Engelke von der Bühne heruntergestöckelt kommt und sich diesen und jenen Prominenten für einen kleinen elegant- humorigen Wortwechsel vornimmt, dabei auch das Team des Eröffnungsfilms noch einmal vorführt, das gab es noch nicht.

Neu auch Monika Grütters, frische Kulturstaatsministerin und ebenfalls Gastgeberin des Abends, sehr souverän und erfreulich knapp, wie sie das Hohelied der Kunst und der Künstler sang und ein Credo der eigenen Arbeit abgab: „Künstler ermutigen – das ist mein Ziel.“ Vorgänger Bernd Neumann dagegen lobte lieber die Wohltaten der Filmförderung.

Und es dauerte diesmal auch ziemlich lange, bis weit nach dem ersten Auftritt der dänischen Rockband The Asteroids Galaxy Tour mit Iggy Pops „Lust for Life“, dass sich der Hauptgastgeber, Festivalchef Dieter Kosslick, auf der Bühne blicken ließ. Natürlich sofort wieder in sein „funny English“ verheddert, woraus er nie wieder ganz herausfand – „Lost in Translation“, wie Anke Engelke ulkte.

Früher lebten die Eröffnungsabende, manche mehr, manche weniger unterhaltsam, von den Geplänkel und Pointenduell der beiden, diesmal gab Anke Engelke fast die – gewohnt perfekte – Alleinunterhalterin, nahm sich Dieter Kosslick ganz zurück, schwärmte ein wenig vom aufgemöbelten Zoo-Palast und dem neuen Streetfood-Angebot der Berlinale, geriet so fast zur Randfigur. Aber besser eine Nebenrolle spielen, als gar nicht mehr da sein.

Zur Startseite