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Brüder beim Daddeln. Oktay Inanç Özdemir als Lakhdar und Hussein Eliraqui als Mohammed im Eröffnungsfilm "Meteorstraße".

© Credo Film/Berlinale

Berlinale: Perspektive Deutsches Kino: Flughäfen und andere Startrampen

Nichts ist sicher: In der Perspektive Deutsches Kino dominieren starke, titelgebende Helden und die Suche nach einem Platz in der unsicheren Welt.

Starten, landen, ankommen, abreisen, in der Meteorstraße ist das ein ewiger, vom Donnern der Rotoren erschütterter Reigen. Hier in Berlin, gleich am Flughafen Tegel lebt der 18-jährige Mohammed. Vor Jahren ist er mit den palästinensischen Eltern und dem älteren Buder Lakhdar aus dem Libanon nach Deutschland geflohen. Inzwischen sind die schmerzlich vermissten Eltern wieder dort. Mohammed, der Alleingelassene, und Lakhdar, der sich selbst Überlassene, kämpfen gegen die Armut, das Misstrauen und auch gegeneinander an. Es ist eine stille, starke Tragödie der HFF-Absolventin Aline Fischer, die die Perspektive Deutsches Kino eröffnet.

Seit 15 Jahren bietet die Festivalsektion einen Ausblick auf das künftige Profil des deutschen Films. Diesmal prägen die Filme starke Hauptfiguren, die zugleich titelgebend sind. Lotte von Julius Schultheiss erzählt die lakonische Geschichte einer frechen, feierfreudigen Berliner Krankenschwester, der unverhofft eine Teenagertochter ins Haus schneit. Die ästhetisch und inhaltlich eindrucksvolle Doku Valentina von Maximilian Feldmann und Luise Schröder zeichnet das warmherzige Familienportät eines bitterarmen, lebenslustigen Roma-Mädchens aus Mazedonien. In Jules Hermanns Kammerspiel Liebmann gibt Godehard Giese einen schweigsamen Deutschen, der sich in Frankreich einem blutigen Trauma stellt. Und Martin Hawies Toro erzählt von einem polnischen Escort-Boy, der das Geld zur Verwirklichung seines Lebenstraums in Deutschland verdient.

Die Suche nach Heimat, nach Zukunft, nach einem Platz in einer Welt zerbröselnder Sicherheiten ist das zentrale Thema der zwölf Filme, die Sektionsleiterin Linda Söffker aus 300 Einreichungen ausgewählt hat. Die Filmhochschule Konrad Wolf aus Babelsberg ist gleich mit vier Produktionen vertreten. Darunter auch Wir sind die Flut, ein Science-Fiction von Sebastian Hilgern, der sich in großen Bildern des Schicksals des Dorfes Windholm annimmt, das vor 20 Jahren aufgrund einer ratselhaften Anomalie das Meer und die Kinder verloren hat. Seitdem schauen in Windholm traurige Alte über ein ewig graues Watt. Bis endlich zwei junge Wissenschaftler kommen, die das Rätsel gegen alle Widerstände lösen und die Wunden der verwaisten Alten heilen wollen. Schöner neuer Generationenvertrag.

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