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Berlinale: Und jetzt alle

Impressionen, Augenblicke, Short Cuts: Magische Momente des Festivals.

Sternenregen auf rotem Glamour-Grund – den guten alten Festivaltrailer nimmt man kaum noch wahr. Deshalb gibt’s zum Jubiläum die pantomimische Mash-up-Version in sechs Varianten: janz normale Berliner spielen den Sternenregen. Der Büro-Angestellte, der vor dem Kopierer herumspringt, der Nerd in seiner Chaosbude, die Bibliothekarin (mit Hüftschwung!), zwei Tennisspieler, vier Turnerinnen, der Museumswärter in der Nationalgalerie. Den Bären am Schluss macht er am besten. Zum Weiterspielen zu Hause: www.berlinale.de, unter „Geburtstags-Events“. chp

Als kleiner Kino-Tiger in unserer kleinen Stadt dachte man in diesen Tagen: Überall ist Panama, äh, Berlinale da! Plötzlich liegt auch am Kudamm vorm Cinema Paris ein roter Teppich; nur zwei Meter lang, quasi ein ausgebreiteter KosslickSchal, aber mit Fan-Absperrung. Auf die Metallgatter rechts und links stützen sich dankbar zwei Passanten, während sich ein Fun-Pärchen von Freunden abblitzen lässt. Es ist ja der letzte Faschingsabend. Doch da steht noch ein Herr mit schwarzem Hut und teppichrotem Schal vorm Kino und ruft immerzu „Hier kommt Hollywood!“ in die Charlottenburger Nacht. Es ist der echte Berlinale-Chef. PvB

Warten auf den nächsten Film. Vom Balkon der Arkaden schaue ich auf eine der Schlangen vor dem Ticket-Schalter. Lauter Cineasten. Alle schwarz gekleidet. Ich fotografiere, doch das Bild wird nichts. Zu dunkel. Später fragen mich zwei Frauen, ob ich derjenige sei, der Tickets für sie hätte. Sie seien hier verabredet. Derjenige sei nicht zu übersehen, habe man ihnen gesagt. Sein Mantel sei schwarz. haf

Sie trägt nicht das lange fließende Schwarze mit dem schmalen weinroten Streifen, sondern das weinrote Berlinalepalast-Personaljackett und dazu eine schwarze Hose. Aber sie trägt das blonde Haar so halblang wie Edward Hoppers Platzanweiserin, die am Saaleingang zu seinem berühmten Bild „Kino in New York“ (1939) unter drei roten Schirmlämpchen an der Wand lehnt. Im Halbdunkel des rechten Seitenzugangs, erste Etage, steht sie an der Tür, während die Hundertschaften der Filmjournalisten zur 9-Uhr-Vorstellung in den Saal eilen. Sie lächelt. Ja, sie denkt ganz für sich an uns vorbei, genauso wie das HopperMädchen: Ein Augenblick vollendeter Schönheit. jal

Der Film interessiert ihn nicht, der wird vorgespult. Die Filmmusik von Tangerine Dream ist auch Mist, findet Christoph Schlingensief, zu esoterisch. Spätestens im letzten Drittel bekommt seine Performance, die den Stummfilm „L’Inferno“ mit „Apocalypse Now“, Hubert Fichte und dem Opernprojekt in Afrika kurzschließt, einen Herzog’schen Wahnsinnsmoment. Tränen, nicht enden wollender Applaus. Manchmal läuft der beste Film im Leben. til

Berlinale-Lunch im Esplanade-Restaurant, zu den Gästen gehört auch der Regisseur des Panorama-Films „Monga“, Niu Doze aus Taiwan. Welche deutschen Filme kennt man in Taipeh? Orzu, sagt er, ohne zu zögern. Orzu? Wir rätseln. Bis er, sein schütteres Englisch zusammenraffend, über den Tisch ruft: „Eating shoes, eating shoes.“ Das ist der deutsche Film in Taiwan: Werner Herzog, der nach einer verlorenen Wette öffentlich seine Schuhe verspeiste. chp

In all dem Gewusel von Filmen und Feten kann man sich schon mal verlaufen im eigenen Terminkalender und am Ende nicht mehr wissen, wo man eigentlich um 18 Uhr sein wollte. Da steht an der Rezeption des Ritz-Carlton die wunderbare Gästebetreuerin June Galgey, immer freundlich, immer entspannt, immer bestens sortiert. Da die Schauspieler und Produzenten, um die sie sich gerade kümmert, noch in ihren Zimmern sind, hilft sie mit Tipps. So umsorgt fühlen sich sonst nur die Stars. Hier geht niemand verloren. Bi

Pro Berlinale ein Schläfchen zur Unzeit – das ist kein schlechter Schnitt. Viele erwischt es im Kino, mich hingegen im öffentlichen Nahverkehr. 2009 war es nachts in der U 3 nach Krumme Lanke: Als ich aufwachte, fuhr der Zug längst wieder zurück. Diesmal traf es mich in der S-Bahn, schon in der zweiten Nacht: Das Ziel war Zehlendorf – wachgerüttelt wurde ich in Wannsee. Der Zug zurück fuhr 20 Minuten später.ac

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